LASERLINE druckt keine Prospekte für Thor Steinar
Manchmal sind klare Positionen notwendig – auch wenn dadurch lukrative Geschäfte verloren gehen. Dies ist einer der Grundsätze des Berliner Druckunternehmens LASERLINE. Die Aufträge des umstrittenen Mode-Labels „Thor Steinar“ sind so ein Fall, der einer klaren Position bedurfte. LASERLINE lehnt ab sofort Druckaufträge für Werbematerial des „Thor Steinar“-Produzenten Mediatex aus dem brandenburgischen Zeesen ab. Zwar ist die Bekleidungsmarke nicht verboten, doch allein dass der Name immer wieder in Zusammenhang mit der rechtsradikalen Szene gebracht wird, reichte bei LASERLINE aus, Konsequenzen zu ziehen.
Es war ein Auszubildender des Unternehmens, der eines Morgens im Büro des Chefs stand und deutlich Flagge zeigte. Der engagierte junge Mann war gerade aus einem Friedenscamp in Israel zurückgekehrt und hatte dort unter anderem einiges über die rechte Szene in Deutschland gehört. Die LASERLINE-Geschäftsleitung setzte sich mit den Einwänden des Azubis gegen die Aufträge von „Thor Steinar“ auseinander. Auf den ersten Blick gab es an den Prospekten und Flyern nichts auszusetzen: Verfassungsfeindliche Symbole waren nicht zu sehen, keine Parolen, die einen Angriff auf die freiheitlich-demokratische Grundordnung darstellen - nichts, was wie in anderen Fällen Anlass gegeben hätte, den Auftrag abzulehnen.
Doch es gibt die Geschichte der „Thor Steinar Mediatex GmbH“ und den Brandenburger Verfassungsschutz, der das Unternehmen aus Zeesen seit Jahren im Auge hat. „Unter Rechtsextremen ist die Marke beliebt und gilt als typisches Erkennungs- und Abgrenzungsmerkmal“, heißt es bei den Potsdamer Verfassungsschützern. Im Zusammenhang mit strafrechtlichen Ermittlungen wurde das ursprüngliche Logo von „Thor Steinar“ (eine Kombination aus zwei Runen) inzwischen aus dem Sortiment genommen und durch ein neues ersetzt. Doch auch dieses hat in der rechten Szene Erfolg.
„Unter Rechtsextremisten gelten auch die neuen Logos als identitätsstiftender Erkennungscode“, teilte der Verfassungsschutz mit. Was auf den ersten Blick relativ harmlos daherkommt, hat bei einer bestimmten Klientel offenbar eine besondere Wirkung. Der Verfassungsschutz teilte mit: „Bekleidungsstücke von Thor Steinar bedienen in Farbgebung und Schriftzügen eine als völkisch verstandene Symbolik. Die gotischen Lettern werden von der Kundschaft mit dem NS-Regime in Verbindung gebracht.“
Dieser Gesinnung wollte LASERLINE keinesfalls Vorschub leisten und lehnt es deshalb grundsätzlich ab, das Werbematerial der Thor Steinar Mediatex GmbH zu drucken. „Wir sind froh, dass wir so aufmerksame Mitarbeiter haben, die uns auch auf solche Hintergründe aufmerksam machen“, sagt LASERLINE-Chef Tomislav Bucec. Mehr als 50.000 Druckaufträge gehen jedes Jahr bei dem Berliner Unternehmen ein. Ein Großteil davon wird ohne persönlichen Kontakt online übermittelt.