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03.06.2014  Wirtschaft
Mit jedem Bild in eine neue Welt

Michael Engelhardt stellt in der Ausstellungsreihe „Kunst in der Kantine“ der Firma Baumüller aus

Nürnberg. Ob Stillleben, Portraits oder Landschaften, ob Öl, Aquarell oder Lithografie, ob Realismus, Fantastik oder Surrealismus – der Erlanger Maler Michael Engelhardt brilliert in allen Bereichen.

Es ist das Motiv, das dem 55-Jährigen die Technik vorgibt. Wobei er bei seiner Motivwahl unkonventionelle Wege geht: „Ein Stillleben mit Alltagsgegenständen, die auf einem Tisch trapiert werden, ist mir zu einfach.“ So verknüpft er in der Lithographie „Die große Kanne“ das Stillleben mit einer Landschaft, kontrastiert zwei voneinander unabhängige Ebenen: „Es ist der Wechsel aus Nähe und Ferne, der mich fasziniert.“ Das geschieht jedoch nicht ohne Verknüpfungen, lässt er doch eine Sichel, die dem bäuerlichen Hintergrund zuzuordnen ist, auf dem Tisch liegen.

Eines seiner Markenzeichen ist die Verbindung von Moderne und Antike. „Orpheus Leier I“ beispielsweise zeigt im Hintergrund den Eingang zur Unterwelt, vor der griechische Statuen im Sand stehen. Als Blickfang dient die titelgebende Leier in Form bereits verrottenden Strandguts, in der sich Orpheus, der berühmte Sänger der griechischen Mythologie, in Gestalt des Künstlers Engelhardt aus dem Rost heraus materialisiert. Davor ist als Umriss der ägyptische Schakalgott Anubis zu erkennen. Neben diesen Objekten fallen dem Betrachter jedoch ebenso ein alter Autoreifen und ein ausrangiertes Fahrzeug neuzeitlicher Prägung ins Auge. Ein anderes Beispiel ist der „Feuervogel“, bei dem die Flügel als Tragflächen eines Flugzeugs erscheinen. Doch nicht immer sind die Anspielungen so augenfällig. Bei „Dschungelprozession“ entsteigen Statuen, Götter, Totenköpfe oder zahlreiche Tiere erst mit zunehmender Betrachtungsdauer dem Grün; die Unterwasserstatue der Medusa in „Korallenrätsel“ lenkt den Blick ab von dem Taucher, der das versunkene Kriegsschiff erforscht. „Die Natur erobert sich ihren Lebensraum zurück, indem sie die Technik des Menschen in Natur zurückverwandelt“, erklärt Michael Engelhardt seine Unterwassermotivik, die auch „Japanischer Kampfflugzeugwrackhut auf Korallenkopf“ bestimmt. „Als Vorbild zu diesem Bild diente mir ein reales Flugzeug, das während des Zweiten Weltkriegs in den Pazifischen Ozean stürzte.“ Tatsächlich entstehen seine Gemälde nicht nur im Atelier. Michael Engelhardt ist viel auf Reisen, sucht sich seine Motive vor Ort. Eine Arbeitsweise, die viel Zeit erfordert: „Wenn ich eine Stelle für ein Bild gefunden habe, möchte ich sie in einer bestimmten Lichtstimmung festhalten. Auch wenn das bedeutet, nur wenige Stunden am Tag malen zu können und sie immer wieder zur selben Zeit aufsuchen zu müssen.“

Doch auch das Betrachten der Bilder fordert Zeit. Es sind die Details, die es neben der ausgezeichneten Pinselführung und der bewussten Objektkomposition zu entdecken gilt. Bilder wie „Abendhimmel über dem Maintal bei Kitzingen“ lassen dem Betrachter auch gar keine andere Wahl, als zu verweilen: Wie der verendende Vogel im Vordergrund wird auch das Auge des Betrachters zunächst vom über die Weinstöcke gespannten Netz gebannt. Dann befreit sich der Blick, folgt dem Flusslauf, um buchstäblich bis zum Horizont zu schweifen. Kilometerweit meint man schauen zu können. Der entschwindende Heißluftballon unterstreicht das Freiheitsgefühl noch, während der dahineilende Zug die romantische Szenerie bricht. Die Bilder des gebürtigen Franken haben stets etwas Doppelbödiges, geben ihre Geheimnisse nie auf den ersten Blick frei: Wo ist die „Erscheinung der Nike von Samothrake zwischen Eselsdistel und Olivenbaum“ versteckt? Bei wem wurde „Die Verwandlung“ vollzogen? Und selbst bei seinem „Selbstporträt mit Puppe“ spielt der Künstler noch mit der Wahrnehmung des Betrachters: Erst auf den zweiten, dritten Blick realisiert man rechts mittig den Rand eines Spiegels. Ein Verweis auf die konkrete Entstehungssituation, wurde er doch vom Künstler im Atelier aufgestellt, um sowohl sich, den Malenden, als auch seine Subjektive einzufangen. Doch das Motiv selbst durchkreuzt diese Deutung sofort wieder, arbeitet der gemalte Michael Engelhardt doch nicht an seinem Selbstportrait, als vielmehr an der Gestaltung einer Skulptur…

Seit seinem dreizehnten Lebensjahr ist Michael Engelhardt der Magie der Pinsel erlegen. „Ich konnte mir nie etwas anderes vorstellen, als zu malen.“ So hat er in seinem erfahrungsreichen Berufsleben seinen eigenen Stil kultiviert und zur Perfektion gebracht. Ein Stil, der Ausstellungsbesucher von Erlangen bis Berlin, Paris bis New York innehalten lässt. Und aktuell in Nürnberg.

Das Projekt „Kunst in der Kantine“ bietet seit Jahren Künstlern aus der Region Nürnberg die Möglichkeit, ihre Werke in den Räumen von Baumüller auszustellen. „Kunst im industriellen Umfeld“ – dieses Motto scheint bei Initiatoren, Künstlern und Besuchern der Ausstellung gut anzukommen. 35 Ausstellungen konnten Mitarbeiter und externe Kunstinteressierte inzwischen schon in der Kantine besuchen. Durch die Ausstellungen öffnet sich das Unternehmen nach außen und nimmt somit bewusst die Verantwortung im gesellschaftlichen Kontext wahr.

Michael Engelhardt stellt seine Bilder noch bis zum 17. November 2008 in der Kantine von Baumüller, Ostendstr. 80-90, aus. Ein Besuch der Ausstellung ist nach telefonischer Voranmeldung unter 0911/5432-549 möglich.

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