Gesellschafter wollen Unternehmen retten
Die Kündigung der Warenkreditversicherung trieb die Druckerei Neef + Stumme in die Zahlungsunfähigkeit. Doch die Gesellschafter glauben an ihr Unternehmen und wollen auch aus eigenen Mitteln eine Auffanglösung mitfinanzieren. Bislang laufen die Geschäfte unverändert weiter.
Zwei schwere Schläge musste die Druckerei Neef + Stumme in den vergangenen Tagen hinnehmen. Zuerst sagte Großkunde Volvo die geplante Produktion seiner Frühjahrskataloge aufgrund der Wirtschaftskrise vorerst ab, dann weigerte sich auch noch die Warenkreditversicherung, zwei Papierlieferanten weiterhin die Bezahlung ihrer Lieferungen an Neef + Stumme zu garantieren. Die Folge war, dass die Druckerei ihr Papier nur noch zu deutlich schlechteren Zahlungsbedingungen oder gar nur gegen Vorkasse erhalten hätte und so viel Liquidität gab die Kapitaldecke kurzfristig nicht mehr her.
So musste die Geschäftsleitung am 21. Januar das Insolvenzverfahren einleiten. Noch am gleichen Tag wurde der Hannoveraner Rechtsanwalt Manuel Sack aus der Kanzlei Brinkmann und Partner zum Insolvenzverwalter bestellt, der umgehend seine Tätigkeit aufnahm. Nach einer ersten Prüfung ließ er sich mit einem sehr positiven Ausblick zitieren: "Das Unternehmen macht auf mich einen hervorragenden Eindruck. Wir werden alles daran setzen, eine langfristige Sicherung der Arbeitsplätze zu erreichen. Gemeinsam mit der Geschäftsführung werden wir versuchen, das in der Vergangenheit begonnene Sanierungskonzept auch unter den neuen Rahmenbedingungen umzusetzen."
**break**
Neef + Stumme hatte sich im Jahre 2003 auf den Premiummarkt konzentriert und konnte seither Kunden wie Porsche, Bang&Olufsen, Brand Eins oder Volvo gewinnen. Nach anfänglich hohen Verlusten, befand sich das Jahresergebnis seit 2006 im schwarzen Bereich. Die Krise der Automobil-Industrie machte sich allerdings seit Sommer 2008 auch bei Neef + Stumme bemerkbar. Seit einem halben Jahr arbeitete daher die Geschäftsführung unterstützt von der Hamburger Wirtschaftskanzlei Dr. Matzen & Partner an einem neuen Finanzierungskonzept und verhandelte dazu mit den Banken über den Abbau alter Schulden und neue Kreditlinien.
Obwohl diese Verhandlungen nach Angaben des Vorsitzenden der Geschäftsführung Andreas Bauer kurz vor dem erfolgreichen Abschluss standen und sich die Gesellschafter auch mit eigenen Mitteln in Höhe von 1,35 Millionen Euro in Form von Gesellschafterdarlehen und Bürgschaften beteiligen wollten, brachte der kurzfristige Ausfall der Warenkreditversicherung das Konzept kurz vor Toresschluss zum Einsturz.
Insolvenzverwalter, Gesellschafter und Berater müssen nun versuchen, die Pläne aus der Insolvenz heraus doch noch umzusetzen oder eine andere Lösung finden. Auf zwei Betriebsversammlungen wurden die 350 Beschäftigten informiert und über die Rettungsbemühungen informiert; bei dieser Gelegenheit bekräftigten die Gesellschafter Andreas Bauer und Dorothy Stumme noch einmal, sich auch aus ihrem privaten Vermögen an einer Auffanglösung beteiligen zu wollen.
Auch ein strategischer Investor oder Finanzinvestor wäre willkommen, ist allerdings bislang noch nicht in Sicht. Kredite der Hausbank, der KfW oder auch Mittel aus dem Konjunkturpaket II sind da nach Ansicht der Geschäftsführung realistischer.
Die Geschäfte laufen derweil nach Absprachen mit Lieferanten, Mitarbeitern und Kunden unverändert weiter.