Angst vor Übernahme durch Ost-Investoren
Viel Substanz, aber eine geringe Marktkapitalisierung von unter 900 Millionen Euro: Das ruft im Allgemeinen Interessenten für eine Übernahme auf den Plan.
Die Marktkapitalisierung des Druckmaschinenherstellers beträgt derzeit 883,39 Millionen Euro. "Es gucken viele drauf, jeder weiß, welches Substanz dieses Unternehmen hat", sagte Vorstandschef Bernhard Schreier auf der Hauptversammlung am 18. Juli. Schreier sprach bei der HV auch an, wer Interessent sein könnte und wer nicht. Nicht in Frage kämen die direkten Konkurrenten – das verhindere das Gesetz. "Kein Wettbewerber kann uns als Marktführer übernehmen. Das ist kartellrechtlich unmöglich." Stattdessen mahnte Schreier: "Wir müssen den Blick nach Osten wenden, dass hier keine russischen Aktionäre einsteigen."
Aktie auf Talfahrt
Einst war die Aktie des 1997 an die Börse gegangenen Riesen 70 Euro wert, doch in den letzten zwölf Monaten war der Kurs von gut 40 Euro auf knapp elf Euro eingebrochen. Am 22. Juli notierte die Heidelberger-Aktie kurz vor 15 Uhr bei 11,09 Euro. Das Papier hat 2008 mehr als die Hälfte seines Wertes verloren (von 40 auf gut zehn Euro) und liegt deutlich unter der Entwicklung des MDax. Sie markierte im Juli den tiefsten Stand seit dem Börsengang 1997. "Sehr schwach" seien die Zahlen, meinte am 14. Juli die Analystin Andrea Stemick von Close Brothers Seydler. Das Kursziel lag für die Analysten des Bankhauses Lampe am 16. Juli nun bei 9,50 Euro.
Rahmenbedingungen bleiben ungünstig
Es besteht wenig Aussicht auf Besserung für die Branche. Darüber hinaus rechnet der Vorstandsvorsitzende in den kommenden Monaten weder mit einer signifikanten Veränderung bei den Wechselkursen zu Gunsten des Unternehmens noch mit einem nennenswerten Rückgang der Rohstoff- und Energiepreise.
Restrukturierungspläne mit Fragezeichen
Vor den Aktionären verteidigte Schreier zwar die von etlichen Analysten als unzureichend bezeichneten Restrukturierungspläne, deutete aber zugleich eine Ausweitung dieser Maßnahmen an. Die bisherigen Pläne sehen vor, binnen drei Jahren 100 Millionen Euro einzusparen.
500 Arbeitsplätze sollen wegfallen, davon die Hälfte in Deutschland. Auch wird mehr außerhalb Europas eingekauft und produziert. In China würde dagegen die Zahl der Angestellten erhöht, von 180 auf 700. Mehrere Analysten hatten die Pläne als unzureichend kritisiert. Er habe mehr strategische Einschnitte erwartet, so Analyst Jürgen Wagner vom Bankhaus Sal. Oppenheimer.
Schreier verteidigte das Programm, sagte aber auch, dass es einen Plan B gebe, falls sich der Markt nicht bessere. "Wir arbeiten an Schubladenplänen." Betriebsbedingte Kündigungen sind nach einer Vereinbarung mit den Arbeitnehmern bis 2012 ausgeschlossen. Allerdings kann dieses Abkommen bei einem Markteinbruch ausgesetzt werden.