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27.04.2017  Wirtschaft
Aktionspaket soll helfen
Der Druckmaschinen-Hersteller erwartet mittelfristig ungünstigere Marktbedingungen. Eine Folge: Nun wird mehr außerhalb Europas eingekauft und produziert. Der Aktienkurs bleibt zum Wochenende unter Druck.
Die Heidelberger Druckmaschinen AG (Heidelberg) geht wie die meisten Branchenexperten nach der drupa davon aus, dass die Druckmaschinenbranche vor einer "anhaltenden Seitwärtsbewegung" steht. Zwar gebe es weiterhin intakte Wachstumssegmente und dynamische Teilmärkte - zum Beispiel den Verpackungsdruck - dennoch überwiegen die nachteiligen Faktoren. Das teilte Heidelberger in einer Pressemitteilung vom 9. Juli mit.

Mit einem spürbaren Aufschwung der Branche rechnet Heidelberg vorerst nicht. So ist das aktuelle Marktumfeld von Heidelberg neben den schwierigen konjunkturellen Parametern und den Wechselkurs-Einflüssen unter anderem gekennzeichnet von rasant steigenden Rohstoffpreisen - insbesondere bei Stahl und Energie. Das belaste nachhaltig die die wirtschaftliche Lage aller Marktteilnehmer der Branche.

Rückläufig: Vorläufige Ergebnisse des 1. Quartals

Die Rahmenbedingungen haben sich auch in den vorläufigen Ergebnissen des ersten Quartals 2008/09 (1. April bis 30. Juni 2008) niedergeschlagen. So erzielte Heidelberg im ersten Quartal einen vorläufigen Umsatz zwischen 640 Millionen und 660 Millionen Euro (Vorjahr: 742 Millionen Euro). Die im Vergleich zum Vorjahr rückläufige Umsatzentwicklung verbunden mit den zusätzlichen Kostenbelastungen wird für Heidelberg - wie bereits angekündigt - ein negatives Quartalsergebnis zur Folge haben.

Das Ergebnis der betrieblichen Tätigkeit wird nach vorläufigen Berechnungen bei minus 35 Millionen bis minus 40 Millionen Euro liegen (Vorjahr: 26 Millionen Euro). Der Free Cash-Flow wird im ersten Quartal aufgrund der Verbuchung des Kaufpreises für HiTech Coatings, des drupa-Aufwandes und des rückläufigen Umsatzes mit minus 200 Millionen bis minus 220 Millionen Euro deutlich unter dem Vorjahreswert liegen (Vorjahr: minus 81 Millionen Euro).

Positiv: drupa-Auftragseingänge über den Erwartungen

Erfreulich war der vorläufige Auftragseingang im ersten Quartal. So konnte Heidelberg Aufträge zwischen 1,1 Milliarden und 1,15 Milliarden Euro (Vorjahr: 934 Millionen Euro) realisieren. Dies ist im Zuge der Branchenleitmesse drupa, die im ersten Quartal maßgeblich zum guten Auftragseingang beigetragen hat, zufriedenstellend. Die Positionierung von Heidelberg im Verpackungsdruck-Markt und als Dienstleister auch für Verbrauchsmaterialien auf der drupa war erfolgreich. Die Einführung des neuen ganz großen Formats stieß auf "außergewöhnlich großes Interesse", so Heidelberg. Die auf der Messe erzielten Abschlüsse würden sich schwerpunktmäßig im Umsatz des zweiten und dritten Quartals niederschlagen.

Für das zweite und dritte Quartal 2008/09 rechnet Heidelberg auf Basis der drupa-Aufträge mit einer Steigerung bei Umsatz und Ergebnis gegenüber dem Vorquartal. Für das Gesamtjahr 2008/09 geht das Unternehmen davon aus, bei Umsatz und Betriebsergebnis unter dem Vorjahr zu liegen.

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Maßnahmenpaket mit vier wesentlichen Bausteinen

Eine zuverlässige Prognose zu den wesentlichen Kennzahlen für das gesamte Geschäftsjahr 2008/09 werde aufgrund der unsicheren weltweiten Konjunkturentwicklung und des volatilen Marktumfeldes erst im weiteren Verlauf des Jahres möglich sein und spätestens mit den Halbjahresergebnissen Anfang November veröffentlicht.

Der Vorstand bekräftigt den eingeschlagenen Wachstumspfad in Richtung Verpackungsdruck und Dienstleistungen für die Printmedien-Industrie. Für die nächsten Monate ist keine Reduzierung der Produktionskapazitäten vorgesehen, die über die Flexibilitäts-Vereinbarungen hinausgeht.

Mehr außerhalb Europas

Um den insgesamt steigenden Kosten entgegenzutreten hat der Vorstand von Heidelberg ein umfassendes Paket zur Kostenverbesserung erarbeitet. Es werde "umgehend umgesetzt". Die vier wesentlichen Säulen des Programms sind die Reduzierung des F&E-Aufwands, die Restrukturierung der Postpress-Packaging-Aktivitäten, die deutliche Steigerung des Einkaufsvolumens außerhalb des Euro-Raumes und die Stärkung der internationalen Produktionsstandorte sowie eine deutliche Reduzierung der Strukturkosten.

Insgesamt sollen damit Einsparungen in Höhe von rund 100 Millionen Euro bis 2010/11 realisiert werden. Ein großer Anteil davon - 75 Millionen Euro - soll innerhalb der nächsten 18 Monate erreicht werden. Zunächst wird das Maßnahmenpaket im laufenden Geschäftsjahr 2008/09 zu weiteren Belastungen in Höhe von rund 70 Millionen Euro auf der Ergebnisseite führen; weitere Belastungen von 30 Millionen Euro werden bis 2010/11 folgen.

Reduzierung des F&E-Aufwands

Der Vorstandsvorsitzende von Heidelberg, Bernhard Schreier, betont die Dringlichkeit der Maßnahmen: "Neben der Branchenmesse drupa, die alles in allem zufriedenstellend einzuschätzen ist, haben wir parallel intensiv an der Überprüfung unserer mittel- bis langfristigen Strategie gearbeitet. Dabei hat sich klar abgezeichnet, dass wir aufgrund der insgesamt steigenden Kostenbelastungen eine weitere deutliche Anpassung unserer Kostenstruktur vornehmen müssen. Das verabschiedete Maßnahmenpaket berücksichtigt alle wesentlichen Stellschrauben."

Heidelberg wird unverzüglich Veränderungen im Bereich F&E vornehmen. Mittels Effizienzsteigerungen und Zusammenlegung von Entwicklungsaktivitäten sollen Kosten in Höhe von mindestens 25 Millionen Euro eingespart werden. Das ist ein Rückgang gegenüber den heutigen Ausgaben von gut 10 Prozent. Auch die Konsolidierung von F&E-Standorten wird dabei zur Kostenreduzierung beitragen. Mittelfristig soll der F&E-Aufwand auf weniger als 5 Prozent des Gesamtumsatzes reduziert werden.

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Restrukturierung der Postpress-Packaging-Aktivitäten

In den nächsten drei Jahren wird Heidelberg den Bereich Postpress Packaging restrukturieren. Bis 2010/11 soll im gesamten Bereich Postpress das Ergebnis um 20 Millionen Euro verbessert werden. Dies soll über eine Zusammenlegung von Produktionskapazitäten, die Verlagerung von Teilbereichen in die Slowakei sowie die Neustrukturierung von Entwicklungstätigkeiten innerhalb dieses Produktbereiches erreicht werden. Das Marktsegment Verpackung - wie auch die Verstärkung der Aktivitäten im Bereich Services und Consumables - stellt in einem sich abkühlenden Markt weiterhin einen Wachstumstreiber dar. Das Erschließen dieses Potenzials soll die Zyklizität weiter abschwächen und die Umsatz- und Ergebnisseite stärken.

Ausbau des Einkaufs und der Produktion außerhalb der Euro-Zone

Auch die Intensivierung der Einkaufsaktivitäten im Nicht-Euro-Raum und die Verstärkung der ausländischen Produktion werden positive Effekte haben. Insgesamt soll das Einkaufsvolumen außerhalb des Euro-Raums von derzeit rund 40 Millionen Euro auf knapp 200 Millionen Euro im Jahr 2010/11 ausgebaut werden. Daneben wird auch die Produktion im Ausland weiter forciert. Die Werke in China und der Slowakei sollen ausgebaut werden. Zudem ist beabsichtigt, die Produktion einer Druckmaschine im Kleinformat in das US-amerikanische Werk zu verlagern, da sich dort der größte Absatzmarkt für dieses Produkt befindet. Insgesamt resultieren aus diesen Maßnahmen kostenwirksame Effekte von rund 15 Millionen Euro.

Senkung der Strukturkosten

Ergänzend plant Heidelberg Strukturkosten zu senken. In den nächsten 24 Monaten will das Unternehmen indirekte Kosten in Höhe von 40 Millionen Euro einsparen. Rund 10 Millionen Euro davon sollen bereits im laufenden Geschäftsjahr erreicht werden.

Stellenstreichungen


Das gesamte Maßnahmenpaket zur Kostenverbesserung wird auch Auswirkungen auf die Belegschaftszahl der Heidelberg-Gruppe haben. Unter Beibehaltung des bis 2012 geltenden Zukunftssicherungsvertrages und vorbehaltlich der Gespräche mit den Arbeitnehmervertretungen werden im Rahmen sozialverträglicher Maßnahmen bis Ende des Geschäftsjahres 2010/11 weltweit rund 500 Stellen gestrichen. Zum 31. März 2008 beschäftige die Heidelberg-Gruppe weltweit 19.596 Mitarbeiter.

Aktienkurs mit Abwärtstrend

Die Aktie notierte am heutigen 10.07.008 bei 12,35 Euro - im Vergleich zum Hoch von 41,90 Euro im Mai 2006. Nachdem längere Zeit Indizien bestanden, dass es sich "dabei um eine bullische Fortsetzungsformation im Aufwärtstrend handelt", so der Analyst Alexander Paulus, startete im Oktober 2007 "eine massive Abwärtsbewegung". Bis März 2008 geriet sie in ein Tief bei 14,50 Euro, um sich dann auf 18,25 Euro zu erholen. "Seit Mitte Mai 2008 herrscht aber wieder Verkaufsdruck vor", so Paulus. "Nachdem die bereits in der vorletzten Woche unter 14,50 Euro abgefallen war, durchbricht sie in dieser Woche auch noch das Tief aus dem Februar 2003 bei 13,00 Euro."

Den Rückfall unter 13 Euro wertet Paulus als weiteres Verkaufssignal. Ein stabiler Boden sei auch knapp unter 11 Euro nicht zu erwarten. Es könnte jedoch zum Wochenende zu kurzfristigem Kaufdruck kommen: "Eine Erholung bis ca. 18,25 Euro wäre dann möglich." (agh)
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