Inkjet-Trends und Perspektiven für die Druckbranche
Der Inkjetdruck gewinnt verstärkt Anerkennung als Farbproduktionstechnologie. Die Digitaldrucktechnologie der Elek- trofotografie hat eigene Vorteile, die sie für eine Reihe von Anwendungen prädestinieren.
Sie unterliegt aber Geschwindigkeitseinschränkungen. Herkömmlich ist der Inkjetdruck in zwei Bereichen angesiedelt: Großformatdruck und niedrig auflösende Adressierung mit schmalen Druckköpfen. Es gibt jedoch zwei weitere produktionsorientierte Anwendungen, die Druckereien erlauben, neue Dienstleistungen anzubieten und zu einem „Marketing Service Provider“ zu werden.
Dabei handelt es sich um die Kombination von Inkjet- und Offsetdruck, also hybride Druckanwendungen. Dazu werden Inkjetdruckköpfe in Offset- oder Flexodruckmaschinen installiert, so dass auf einer prinzipiell analogen Maschine variable Inhalte gedruckt werden können. Die Inkjettechnologie bringt die erforderliche Geschwindigkeit und Auflösung mit, so dass die konventionelle Druckmaschine nicht mit reduzierter Geschwindigkeit gefahren werden muss, wenn variable Inhalte mitgedruckt werden sollen. Diese Möglichkeiten sind beim Druck von Direktmailings, Formularen und Lotterielosen bestens eingeführt und werden seit mehr als 30 Jahren genutzt.
Auf der drupa wird im Rahmen einer Technologiedemonstration der Inkjet- mit dem Offsetdruck kombiniert, wobei das Inkjet-gedruckte Element, das zu hundert Prozent variabel sein kann, qualitativ vom Offsetdruckresultat nicht zu unterscheiden ist. Beim Hybriddruck lässt sich das Drucksystem um Inline-Finishing-Module erweitern. Dies gestattet die Produktion einzigartiger personalisierter Mailings mit komplexer Weiterverarbeitung und relevanten variablen Daten.
Transaktions- und Transpromodruck
Der zweite Trend ist besonders für Rechenzentren und Transaktionsdruckdienstleister interessant: Statt wie bisher in vorproduzierte Farbdrucke einzudrucken, bietet die Inkjettechnologie eine wirtschaftliche Möglichkeit, alles aktuell in einem Durchgang auf unbedrucktes Papier zu drucken. Damit erübrigt sich die Lagerhaltung von vorgedrucktem Material. Außerdem entfällt das Risiko, dass die Vordrucke durch Veralten der Inhalte zu Makulatur werden. Mit Digitaldrucklösungen, die nur unbedrucktes Papier verarbeiten, lassen sich daher erhebliche Logistik- und Kostenvorteile erzielen.
Anwender von Inkjetdrucksys-temen können so die Werthaltigkeit ihrer Dienstleistung steigern. Ein Beispiel dafür liefert der Transpromomarkt. Zielgerichtete Werbebotschaften werden in Transaktionsdokumente integriert, wodurch Unternehmen ihre Kundenkommunikation verbessern können. Übertragen auf die Transpromo-Anwendung muss das Data Mining nicht zwangsläufig bis auf die 1:1-Ebene detailliert sein. Selbst eine 1:10.000-Versionierung oder eine zielgruppenorientierte Marketingmaßnahme spricht die Endkunden auf eine Weise an, die werthaltiger ist als ein „blind“ versandtes Massenmailing.
Flexible Lösungen
Kodak ist nicht von vornherein auf eine Technologie festgelegt. Entscheidungen werden anhand der konkreten Anforderungen jeder Anwendung gefällt. Neben Lösungen für den Offset- und Flexodruck umfasst das Pro-
duktportfolio von Kodak im Di-gitaldruck elektrofotografische Druckmaschinen sowie Continuous-Inkjet- und Drop-on-De-mand-Inkjet-Systeme. Auf der drupa wird Kodak neue Digitaldruckentwicklung für den Akzidenzdruck vorstellen: die Stream-Inkjet-Technologie, die Stream Concept Press sowie den Stream-Concept-Druckkopf.
Der in eine Druckmaschine von Müller Martini eingebaute Stream-Concept-Druckkopf mit 105 mm Arbeitsbreite druckt in Laserqualität mit einer Auflösung von 600 dpi variable Daten in einen Offsetvordruck. Diese Integration der Inkjettechnologie in eine Rollenoffsetmaschine wird ein Beispiel für den hochqualitativen Hybriddruck geben. Bei einer Bahngeschwindigkeit von über 300 Metern pro Minute werden variable Daten auf ein Direktmailing gedruckt.
Technisch repräsentiert die Stream Concept Press einen Fortschritt. Spezielle mikroelektromechanische Systemkomponenten (MEMS) innerhalb des Druckkopfes verwenden zur Steuerung des Tintenstrahls kurze thermische Impulse, die den Betrieb des Ducksystems bei hohen Geschwindigkeiten mit gleichzeitig präziser Platzierung der Tintentröpfchen erlauben. Dies bedeutet auch, dass der Druckkopf jeweils eine einzelne Anordnung von Düsen hat, wodurch hohe Geschwindigkeiten bei geringer technischer Komplexität erreichbar sind.
Neue Technologien
Die Stream-Inkjet-Technologie beruht auf dem Continuous-Inkjet-Prinzip, die kurzen thermischen Impulse steuern die Tröpfchenbildung und bestimmen, welche Tröpfchen auf den Bedruckstoff gelangen und welche zum Tintenrückführsystem geleitet werden. Bei früheren Sys-temen erfolgte die Bildung gleichmäßiger Tröpfchen aus dem Tintenstrahl durch das Einbringen akustischer Energie. Demgegenüber bietet die Stream-Inkjet-Technologie eine bessere Kontrolle und eine höhere Schaltfrequenz.
Dank der Kombination der Stream-Technologie mit Tinten und Papieren ist es möglich, eine breitere Palette von Bedruckstoffen zu verarbeiten, darunter auch gestrichene Papiere, was für deutlich größere Flexibilität im Inkjetdruck sorgt. Grundsätzlich sind Systeme zu empfehlen, die flexible Erweiterungs- und Ausbaumöglichkeiten bieten und sich etwa vom Schwarzweißdruck auf den Duck zusätzlicher Sonderfarben und den Vierfarbendruck aufrüsten lassen.