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02.01.2017  Wirtschaft
Breites Spektrum und Praxisnähe
Der Bundesverband Druck und Medien e.V. (bvdm) und das Institut für rationale Unternehmensführung in der Druckindustrie e.V. (IRD) veranstalten am 4. und 5. März in Offenbach den Fachkongress "Die vernetzte Druckerei: Ein Quantensprung in Richtung Wirtschaftlichkeit?" Druck&Medien sprach mit den Veranstaltern.
Zwei Monate vor der drupa 2004 bieten bvdm und IRD einen Kongress zum Thema vernetzte Druckerei an. Macht das Sinn? Wir sprachen hierzu mit Walter Fleck, bvdm und Eckhard Bölke, IRD.

Walter Fleck: Die Vernetzung ist ein zentrales Thema, dem sich die Druckindustrie in naher Zukunft stellen muss. Wenn sich Unternehmen noch kundenorientierter aufstellen wollen, weil sich die Kommunikationsbedürfnisse der Auftraggeber wandeln, dann ist es wichtig, die Prozessintegration voranzutreiben.

D&M: Herr Bölke, Sie beschäftigen sich seit längerem mit Auftragsmanagement-, Workflowsystemen und der Vernetzung. Wie würden Sie die bis heute vollzogene Entwicklung beschreiben?

Eckhard Bölke: Zunächst kann man feststellen, dass bis Ende der 90er Jahre die Entwicklung durch die bereichsbezogene Workflowintegration geprägt war. Damit meine ich Lösungen, die Prozesse in Auftragsmanagement oder der Vorstufe, aber auch in Druckund Verarbeitung im Rahmen sogenannter integrierter Systeme unterstützen. Parallel dazu wurde 1993 die bereichsübergreifendeVernetzung systematisch angegangen. Und dies zunächst bezogen auf den technischen Workflow zwischen Vorstufe und Druck. Zur drupa 1995 wurde das Print Production Format (PPF) vorgestellt und für die Weiterentwicklung des bogenbeschreibenden-Formats das CIP3-Konsortiumgegründet. Klare Maßgabe war, individuelle durch standardisierte Schnittstellen abzulösen. Die positiven Effekte im Blickfeld - aber dadurch wurden auch die Grenzen des weiteren Ausbaus erkennbar. In Verbindung mit der auftragsbezogenen Fertigung fehlte im PPF klar der Bezug zum organisatorischen Workflow, also zum Auftragsmanagement. Dies war die Geburtsstunde von JDF (Job Definition Format).

Die bereichsübergreifende Workflowintegration braucht ein führendes System - das Auftragsmanagement-System, die "Branchensoftware". Es ist doch nur logisch, das sich im Rahmen von CIP4, die European Print Managementsystem Association (Euprima) gegründet hat. Seit dem Jahr 2000 befassen sich 21 Anbieter von Auftragsmanagement-Systemen, koordiniert vom IRD mit diesem schwierigen Thema. Erste Pilotanwendungen unterstreichen den von der Euprima formulierten, praxisbezogenen Ansatz. Heute gibt es eine Reihe guter Lösungen, die sich natürlich in den nächsten Jahren noch weiterentwickeln werden.
D&M: Herr Fleck, der Preisdruck im Printgeschäft hält an.Trotz leicht positiver Konjunkturdaten ist mit einem tiefgreifenden Wandel auch in diesem Jahr wohl nicht zu rechnen. Welchen Beitrag kann da die Vernetzung leisten?

Walter Fleck: An sich widerspricht es den Gesetzesmäßigkeiten des Marktes: Die Auftragslage bessert sich, die zu erzielenden Preise bleiben im Keller.Ob das alte Niveau bei den Preisen im Printgeschäft überhaupt wieder erreicht wird, ist fraglich. Um über die Runden zu kommen muss weiter eingespart werden. Schnellere Maschinen, XXLMaschinen, Einrichtehilfen etc.? Auch in der Straffung der Betriebsabläufe liegt Potenzial. Gerade in der Beseitigung von Ineffizienzen steckt noch einiges. Das ist mit einer engen Verzahnung von Produktion und Auftragsmanagement erreichbar.

Allerdings hat die totale digitale Anbindung seinen Preis. Da muss man natürlich genau hinschauen, damit die Kostenvorteile vernetzter Abläufe durch die Investments nicht wieder aufgelöst werden.

D&M: Herr Bölke, der Veranstaltungstitel endet mit der Frage "Ein Quantensprung in Richtung Wirtschaftlichkeit?". Wie sieht das aus mit dem Effizienzgewinn?

Eckhard Bölke: Eines ist klar herauszustellen und wird durch die ersten Pilotanwendungen nachhaltig unterstrichen: Einen Effizienzgewinn können nur die Unternehmen erreichen, die ihre Prozesse im Griff haben. Dies ist die unabdingbare Voraussetzung, um den betrieblichen Abläufen Strukturen zu geben, die sich in Systemen abbilden lassen. Nur eine klare Struktur erlaubt einen umfassenden Informationstransfer.In diesem Zusammenhang ist natürlich dem Irrtum vorzubeugen, dass dadurch die Individualität von Unternehmungen und Produkten beschnitten wird. Wenn dies erreicht wird, kann von einem enormen Potenzial gesprochen werden.

Klare Fakten liefert ein gemeinsam mit sieben führenden Herstellern vom IRD entwickeltes Tool - die zusammengefassten Ergebnisse werden auf dem Fachkongress präsentiert. Eine Halbierung von Einrichtezeiten in Druck und Weiterverarbeitung sind beispielsweise machbar. Aber auch die Effekte in der Druckvorstufe, im Auftragsmanagement und in der Verbindung zu den Kunden bieten ein enormes Rationalisierungspotenzial. Die Investitionen rechnen sich.
Zu den Organisatoren
Walter Fleck ist Abteilungsleiter Technikund Forschung beim bvdm in Wiesbaden. Eckhard Bölke ist Institutsleiter des IRD in Hanau und moderiert gemeinsam mit Michael Scherhag, Chefredakteur Druck&Medien Magazin, den zweitägigen Fachkongress.
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