Der Drucker vor Ort
Hinter einer einzigartigen Publikation in einer Schwarzwald-Stadt steht ein Dorf – und auch ein Drucker. Ob die Publikation, eine Institution in der Region, die Insolvenz der Druckerei überlebt? Die Krise wirft ein Schlaglicht auf die Rolle der mittelständischen Druckwirtschaft in kleinen Orten. Nämlich für das Dorfleben.
Hornberg, bekannt durch das "Hornberger Schießen", liegt mit seinen gut 4000 Einwohnern idyllisch in Baden-Württemberg im Ortenaukreis im Schwarzwald, fern größerer Städte. Viele Berge und Tourismus, wenig Industrie.
Die Insolvenz der Gümodruck GmbH gefährde nun eine regelmäßige Publikation des Gewerbevereins, das "Pülverle", hieß es kurz nach dem Insolvenz-Antrag. Am 22.4.2008 hatte der Geschäftsführer, Wolfgang Messner, den Antrag gestellt. Das Unternehmen kriselte schon länger; mehrfach hatten Gläubiger Antrag auf Insolvenz gestellt und die Mitarbeiter einige Monatslöhne nicht erhalten, berichtete im April das "Offenburger Tageblatt".
Das "Pülverle"
Eine einzigartige Sache sei das "Pülverle", familiär gehe es dort zu, und viele Nachbargemeinden hätten es mit etwas neidischen Augen gesehen, so Frieder Kempf, Bruder des jetzigen Gewerbevereinsvorsitzenden Johannes Kempf.Das "Hornberger Pülverle" erscheint seit 28 Jahren, erinnert sich Druckerei-Inhaber Wolfgang Messner. 20 bis 24 Seiten umfasse die monatliche Publikation. Schüler verteilen die Auflage von 3.500 Stück an die Haushalte in Hornberg und im Nachbarort Gutach, "Heimat des Bollenhutes".
Drucker an der Redaktion beteiligt
Zuletzt war auch der Druckerei-Inhaber für ein Vierteljahr in der Redaktion. Und ist es noch, sagt er. Schon der frühere Inhaber, die Familie Klausmann, hatte sich, so Frieder Kempf, mit "viel Herzblut" an der Publikation beteiligt.
Eigeninteresse war auch dabei, bekennt Wolfgang Messner. Zwar war die Arbeit am "Pülverle" selbst nicht sonderlich lukrativ, aber ein guter Weg, Kontakt zu den Gewerbetreibenden zu halten. Er gewann durch Folgegeschäfte.
Konkurrenz durch ein Amtsblatt
Seit etwa zwei Jahren gibt es ein Amtsblatt der Gemeinde Hornberg, Gutach und Hausach. Das erscheint wöchentlich und zieht auch Anzeigen an. Der "familiäre" Charakter des "Pülverle" fehle ihm jedoch, heißt es. Und deswegen fand sich nach einer Krisenberatung im Herbst 2007 auch eine neue Redaktion, der auch der vor Ort wohnende Druckerei-Inhaber angehörte.
Treue zum "Pülverle"
Die Insolvenz der Druckerei war Anlass zur Sorge: Nun könnte die Tradition ein Ende finden. Denn das Blatt lebt von Inserenten, und jeder Monat Pause würde Inserenten kosten. "Wenn wir den Drucker vor Ort nicht mehr haben, wird es fur das 'Pülverle' sehr schwer werden", zitiert das "Offenburger Tageblatt" am 24.4.2008 den Gewerbevereins-Vorsitzenden Johannes Kempf. Aber Messner wird von seiner neuen Stelle aus das Pülverle betreuen, auch wenn sie 40 Kilometer entfernt ist. Das hat er dem Gewerbeverein versprochen.
Treu sind dem Blatt die Leser und auch die meisten Inserenten. "Wenn das 'Pülverle' nicht pünktlich am 28. erscheint, kommen die Leute in die Druckerei und fragen", so Messner. Im Amtsblatt inserieren vor allem Auswärtige, sagt er. Einheimische inserierten dort kaum, und die dann parallel im 'Pülverle'. "Die Leute sind dem 'Pülverle' schon recht treu."
Gümodruck GmbH
Die Gümodruck GmbH präsentierte sich zuletzt als umfassender "Kommunikationsdienstleister vom klassischen Druck bis hin zu den neuen Medien. Von der Beratung bis zur perfekt abgestimmten Produktion. Unter einem Dach vereinen sich Druckvorstufe, Multimedia, Druckerei, Druckweiterverarbeitung, Veredelung und Verlag."