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20.04.2017  Wirtschaft
Zerschlagungspläne auf Eis gelegt
Der belgische Konzern hat die Reißleine gezogen und die geplante Aufspaltung in drei eigenständige Unternehmen vorerst abgeblasen.
Agfa-Gevaert hat im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahrs deutlich weniger verdient als im Vergleichsquartal des Vorjahres. Damals lag der Gewinn bei 41 Millionen Euro, nun meldete der Vorstand einen Wert von  zehn Millionen Euro. Begründet wird dieser Rückgang vor allem mit den gestiegenen Rohstoffkosten.

Zeitgleich mit den Quartalsdaten teilte der Vorstand mit, dass der erst im Februar 2007 verkündete Plan zur Aufspaltung des Konzerns in drei eigenständige Aktiengesellschaften vorerst nicht umgesetzt wird. Damals hatte es geheißen, dass  es "den Interessen der Unternehmensgruppe, der Kunden, der Aktionäre und der Beschäftigten am besten entspricht, das Unternehmen zum Ende des Jahres 2007 in drei unabhängige, börsennotierte Unternehmen aufzuspalten – die jeweils die Aktivitäten von Agfa Graphics, Agfa Health Care und Agfa Materials repräsentieren".

Weiter hieß es in der Pressemeldung: "Der Verwaltungsrat und Vorstand sind zu dem Ergebnis gekommen, dass sich die Unternehmen mit ihrer Größe, ihrer Stärke, ihren branchenführenden Positionen und ihrem Organisationsgeschick auf den jeweiligen Märkten erfolgreich werden behaupten können. Die unabhängigen Unternehmen werden besser im Markt positioniert sein, somit ihre eigenen strategischen Ziele verfolgen können und direkten Zugang zu den Kapitalmärkten haben. Nach dieser Aufspaltung werden die Aktionäre von Agfa-Gevaert an Stelle einer Aktie von Agfa-Gevaert Aktienanteile an drei separat notierten Unternehmen besitzen."

Dass man nun von diesem Projekt Abstand genommen hat, ist vermutlich unter anderem dem Umstand geschuldet, dass die Börsenstimmung derzeit alles andere als robust ist. Dazu kommt der Faktor, dass Agfa derzeit mit einer erheblichen Fluktuation in seiner Chef-Etage zu kämpfen hat. Der erfolglose Chef Marc Olivié trat im Juni 2007 ab, danach übernahm Aufsichtsratschef und Ex-Vorstandschef Ludo Verhoeven die Führung, die wiederum im Dezember 2007 an Jo Cornu überging. Anfang 2008 wurde auch noch der Healthcare-Chef ausgewechselt.

Auch die Pleite der ehemaligen Tochter Agfa-Photo ist noch nicht wirklich ausgestanden. Erst vor wenigen Wochen hatten mehrere Ex-Mitarbeiter vor dem Bundesarbeitsgericht (BAG) in Erfurt einen Sieg gegen Agfa errungen.

Eine wesentliche Rolle spielte dabei das offizielle Schreiben, mit dem der Agfa-Konzern damals alle Mitarbeiter der Fotosparte zum Wechsel in die neue Firma des Münchner Investors Hartmut Emans bewegt hatte. Dieser Brief sei "fehlerhaft" gewesen, urteilte Richter Friedrich Hauck, dessen Senat sich ausschließlich mit Fragen des Betriebsübergangs beschäftigt.

Die Mitarbeiter wurden laut Hauck falsch unterrichtet und könnten daher ihrem Wechsel auch nach Verstreichen der Einmonatsfrist widersprechen. Das hat zur Folge, dass die Betroffenen formaljuristisch nach wie vor bei Agfa Gevaert angestellt sind. Derzeit sind noch rund 90 Klagen ehemaliger Mitarbeiter beim BAG in Erfurt anhängig.

Clemens von Frentz
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