Im April konnte die hessische Druckerei HMD-Druck die Urkunde für ihre PSO-Zertifizierung in Vorstufe und Druck entgegennehmen. Anlass für Druck&Medien, nach kritischen Faktoren auf dem nicht ganz einfachen Weg zu fragen.
Wie lange dauert es, die Zertifizierung nach Prozess-Standard Offset zu erwerben? Das sei ganz unterschiedlich, meint Bernd Kinzel, zuständig für Marketing und Vertrieb bei der HMD-Druck GmBH im hessischen Wiesheim. Seine Erinnerung ist frisch; am 23. April konnte die Druckerei die Urkunde entgegennehmen. Bei ihnen sei es dank guter Teamarbeit recht schnell gegangen, sagt er im Gespräch mit Druck&Medien, und spricht mit der Teamarbeit schon einen kritischen Erfolgsfaktor an.
Der Gedanke an die Zertifizierung nach ISO 12647 kam im August 2007 auf, der Startschuss nach vorbereitenden Gesprächen fiel im Oktober, und im März 2008 war die Zertifizierung abgeschlossen, erzählt der Diplom-Ingenieur. Im April übergab Heinz-Friedel Klös, stellvertretender Geschäftsführer des VDMH, die Urkunde an das Team. Als eine Druckerei von nur wenigen in Hessen habe man nun die Zertifizierung sowohl in der Vorstufe und im Druck. "In Hessen sind wir sicherlich ein Vorreiter", so Kinzel.
PSO als Beweis von Zuverlässigkeit
Die Zertifizierung sei "vorwiegend eine technische Angelegenheit". Kern des Arbeitsprogramms war der Aufbau eines hohen Niveaus bei Wartung und vorbeugender Instandhaltung. Das reicht von der Erstellung der Druckvorlage bis zum Druck. Über die ganze Kette hinweg müsse man ein "einheitliches, belastbares und reproduzierbares Ergebnis" erzielen. Gleichgültig, ob es um Zeitungsdruck gehe oder um hochglänzendes Material, der farbverbindliche Proof müsse verlässlich umgesetzt werden.
Vorteile
Zu den Vorteilen zählt laut Kinzel, dass die Rüstzeiten verkürzt werden. Auch die Druckabnahme gehe schneller oder werde sogar überflüssig, was auch zur Terminsicherheit beitrage. Ein Punkt, den gerade HMD Druck interessiert. Denn die Spezialität der Druckerei liegt im One-to-One-Marketing für Agenturkunden, Banken, die Telekommunikationsbranche und Energieversorgungs-Unternehmen. Und bei Mailings sei Pünktlichkeit entscheidend.
Von Kunden verlangt
Die neue Stufe von Zuverlässigkeit werde nicht nur von großen Firmen als Vorbedingung verlangt, sondern immer mehr auch von mittelständischen Unternehmen. "PSO ist ein Standard, der sich immer mehr durchsetzt." Bei großen Unternehmen sei das die Regel.
Viele Printbuyer müssten sich zum Beispiel darauf verlassen, dass die an verschiedenen Orten gedruckten Materialien einem einheitlichen Qualitätsniveau entsprechen.
Voraussetzungen einer zügigen, erfolgreichen Zertifizierung
Heinz Diefenbach, Geschäftsführer des 1990 gegründeten Unternehmens, würdigt die Teamleistung der 28 Mitarbeiter, die zur erfolgreichen Zertifizierung geführt habe. Das betont auch so Kinzel: HMD Druck habe die Zertifizierung in vergleichsweise kurzer Zeit geschafft, "weil sich die Mitarbeiter ins Zeug gelegt haben".
Dass es sich nicht um eine Hauruck-Aktion handelte, zeigt sich an den Anforderungen, die Kinzel aus der frischen Erfahrung heraus nennt. Erstens müsse man gut ausgebildete Mitarbeiter haben, zweitens dürfe kein Investitionsstau vorliegen: Denn Software und Hardware müssten auf dem neuesten Stand sein – und von den Mitarbeitern beherrscht werden. Drittens müssten Mitarbeiter produktionsstufenübergreifend denken können, von der Vorstufe bis zum Druck. Koordinationswille sei nötig. Und schließlich seien intakte Maschinen nötig, die nicht nur sauber, sondern genau vermessen seien und vom Personal beherrscht würden.
Der Ausbildungsstand der Mitarbeiter müsse schon vor der Zertifizierung sehr gut sein, so Kinzel: Man könne ja nicht plötzlich nur noch Ausbildung betreiben.
Anforderungen an Mitarbeiter und Partner
Die Ausbildung der eigenen Mitarbeiter und solcher bei Partnern sei die praktische Seite eines "wissensbasierten Unternehmens".
Das schlägt sich auch in der Personalrekrutierung der Druckerei nieder. "Wenn ich die Wahl habe zwischen einem Bewerber aus einem PSO-zertifizierten Unternehmen und einem ohne diese Erfahrung, würde ich den mit PSO immer bevorzugen", sagt Kinzel ohne zu zögern. Damit sich die Vorteile entfalten können, kooperieren Druckereien häufig mit ihren Kunden und bilden diese weiter. HMD Druck zum Beispiel lade Produktioner aus Werbeagenturen ein.
Kenntnisse erwerben
Wer diese Kenntnisse nicht habe, der könne das aufholen: "Das ist kein Hexenwerk", so Kinzel. Bei HMD Druck gebe es Schulungen im Hause. Wer aber zum Beispiel als Drucker arbeitslos sei, der könne die Kenntnisse in Schulungs- und Seminar-Angeboten von Firmen der Druckbranche, bei Software-Herstellern oder beim Bundesverband Druck erwerben. Auch im Internet sei viel Fachwissen frei zugänglich.
Informationen zum ProzessStandard Offsetdruck (PSO)
Website
pso-insider.de: Die Website für den ProzessStandard Offsetdruck (PSO); eine Information der Verbände der deutschen Druck- und Medienindustrie und der Fogra.