Fachkräftemangel droht, sagt Verband
Besonders bei den Berufen Drucker sowie Buchbinder droht der Druckwirtschaft ein Fachkräftemangel. Das sagte Oliver Curdt, Geschäftsführender Vorstand des Verbandes Druck+Medien Nordrhein-Westfalen, anlässlich der Eröffnung des Printhouse in Düsseldorf. Und der Verband versprach ein Maßnahmen-Paket.
Der Fachkräftemangel deute sich zumindest in NRW bereits mit einigen Signalen an: So kämen auf eine offene Stelle bei den Ausbildungsplätzen zum Mediengestalter zur Zeit sieben Bewerbungen, beim Berufsbild des Druckers seien es lediglich 0,7 Bewerbungen.
Gründe sind Curdt zufolge die zu geringe Attraktivität des Berufsbildes in der öffentlichen Wahrnehmung, insbesondere bei der Zielgruppe, sowie die zum Teil schlechte Außendarstellung und Vermarktung der Ausbildungsbetriebe beziehungsweise der Branche.
Problem Image
Oftmals werde die Druckindustrie nur noch als "Vervielfältiger" wahrgenommen, "die klatschen bunte Bilder auf weißes Papier und dabei wird auch nichts verdient". "Unattraktive Arbeitsumgebungen, schmutzige Arbeit und ein völlig falsches Bild der Qualifizierung und Aufstiegsmöglichkeiten runden leider das fatale Bild ab", so Curdt weiter. Das sei ein "Imageproblem, dem unser Verband in Zukunft ganz entschieden begegnen wird!"
Problem Qualifikation
Zum quantitativen Problem geselle sich das qualitative: Schulabgänger brächten in vielen Fällen keine geeigneten Qualifikationen mit, "praktische und theoretische Ausbildung halten mit dem schnellen technologischen Wandel oftmals nicht richtig Schritt, die Ausbildungszeit ist zu lang, vor allem, wenn nach der Ausbildung noch ein Studium begonnen wird". Gleichzeitig sei eine hervorragende Qualifikation heute ein absolutes Muss um im immer härter werdenden Wettbewerb national wie auch international mithalten zu können.
Problem Ausbildung
Aus Kosten- oder organisatorischen Gründen findet bei vielen Weiterbildungsanbietern, Akademien und Berufsschulen nur theoretische Ausbildung oder Nutzung von nicht mehr aktuellem Equipment statt. Zudem häufig: Isolierte Schulung in einzelnen Bereichen der Produktionskette oder der Vorstufe. Themen wie zum Beispiel Zusammenspiel von Maschinen, Schnittstellen oder Vernetzung bleiben dabei oftmals außen vor.
Strategisches Projekt angekündigt
Ausbau, Umbau und Modernisierung der beiden verbandseigenen Aus- und Weiterbildungsakademien in Düsseldorf und Lünen zu einem „Druck- und Medienhaus (Printhouse) der Zukunft“. Eine spezielle Imagekampagne für den Beruf des Druckers und die Leistungsfähigkeit der Druckbranche insgesamt. Im Sommer 2008 findet speziell für Schüler dieser Jahrgangsstufen eine „Summer School“ in Düsseldorf im neuen Printhouse statt. Für motivierte Jugendliche werden initiiert vom Verband NRW neue Karrierechancen, etwa durch ein Duales Studium (Verbindung von Berufsausbildung und Hochschulstudium in verkürzter Form über 4 Jahre) geschaffen werden. Ein spezieller Samstagsunterricht für Auszubildende in der Akademie Druck+Medien (Düsseldorf und Lünen) in den Berufen Mediengestalter und Drucker bietet zusätzliche Qualifizierungsmöglichkeiten in Themen, die Betriebe und Schulen nicht anbieten können. In einem gemeinsamen Projekt mit der Landesregierung NRW, gefördert und begleitet vom Schulministerium, werden Berufsschullehrer mit Hilfe der Trainer des Verbandes und der Akademie besser qualifiziert um mit den enormen technischen Veränderungen bei Vorstufenprogrammen aber auch bei der Drucktechnik besser Schritt halten zu können. Gleichermaßen sollen die Berufsberater der Arbeitsagenturen in NRW sowie die der Schulen über Arbeitsinhalte, Produkte und Perspektiven der Branche und der einzelnen Berufsbilder gezielt informiert werden.Schließlich bietet die Akademie Druck+Medien NRW auch gezielte Aufstiegsqualifizierungen nach der Ausbildung an.
Mitarbeiter und Ausbildungsverhältnisse in NRW
Knapp 40.000 oder ein Viertel aller in der Branche beschäftigten Mitarbeiter, das sind bundesweit rund 170.000, kommen aus NRW-Betrieben.
23 Prozent der aktuellen Ausbildungsverhältnisse, nämlich 3.800, entfallen auf das Bundesland NRW, bei den im letzten Jahr allein in der Druckindustrie neu abgeschlossenen Ausbildungsverhältnissen liegt NRW mit 1.550 neuen Auszubildenden bundesweit einmal wieder weit an der Spitze, und dieses bereits seit vielen Jahren. Die Ausbildungsquote liegt in NRW zwischen 8 bis 10 Prozent, in einigen Betrieben noch darüber.
Verband Druck+Medien NRW
Der Verband Druck+Medien NRW ist derzeit Deutschlands größter Druck+Medien Landesverband mit rund 700 Mitgliedsbetrieben, vom Kleinstbetrieb bis zum internationalen Druckkonzern. Mitglieder sind Akzidenzdruckereien, Buch-, Zeitschriften- und Zeitungsverlage, Sieb- und Tiefdrucker sowie zahlreiche Agenturen aus NRW. (agh)