Please wait...
News / Standort wird geschlossen
27.04.2017  Wirtschaft
Standort wird geschlossen
Europas größter Tiefdruckkonzern plant, seine Druckerei in Darmstadt mit rund 300 Beschäftigten bis Ende 2008 stillzulegen.
Was Branchen-Beobachter bereits seit einiger Zeit erwartet hatten, ist nun eingetreten: Der Vorstand von Prinovis hat die Schließung seiner traditionsreichen Druckerei in Darmstadt beschlossen.

"Wir werden versuchen, die Konsequenzen für die 296 vom Arbeitsplatzverlust betroffenen Mitarbeiter möglichst gering zu halten", sagte Konzern-Chef Stephan Krauss in einer ersten Stellungnahme. "Wir bieten jedem, der bereit ist umzuziehen, an einem anderen inländischen Standort von Prinovis einen alternativen Arbeitsplatz zu den örtlichen Bedingungen an." Die Kosten für Umzug, Makler und doppelte Haushaltsführung bis zum Umzug würden, so Krauss, selbstverständlich übernommen.

11 Millionen Euro sollen eingespart werden

Gegenüber dem "Handelsblatt" sagte Krauss, man habe lange mit der Schließung gehadert, doch nach Monaten der Prüfung sei klar gewesen, dass dazu leider keine Alternative gebe. Mit dem Personalabbau solle verhindert werden, dass der Branchenprimus in die Verlustzone rutscht.

Durch die Schließung will der Tiefdruckkonzern Einsparungen von mindestens elf Millionen Euro jährlich erzielen. Für die beiden Standorte in Norddeutschland - Itzehoe und Ahrensburg - gäbe es hingegen eine Standortgarantie bis zum Jahr 2010.

Bruch mit einem Bertelsmann-Tabu

Das Joint-Venture mit Hauptsitz in Hamburg und derzeit etwa 4.000 Mitarbeitern war Anfang 2005 von den Medienkonzernen Bertelsmann und Axel Springer gegründet worden. Bertelsmann hält rund 75 der Anteile.

Bisher galt ein derart massiver Arbeitsplatzabbau und die Aufgabe eines Standorts laut "Handelsblatt" als Tabu bei Bertelsmann. Bertelsmann-CEO Hartmut Ostrowski stehe jedoch derzeit unter erheblichem Druck. Insofern war bereits absehbar, dass die "Schonfrist für Verlustbringer" beendet wird.

Deutliche Senkung der Kapazitäten

Die geplante Schließung wäre laut Krauss nur zu verhindern, wenn es gelänge, die Kosten in Darmstadt um elf Millionen Euro zu senken. Die Chancen dafür werden jedoch als schlecht eingeschätzt.

Der Druckkonzern betreibt neben Darmstadt, Itzehoe und Ahrensburg, weitere Tiefdruckereien in Nürnberg und Dresden. Mit der Schließung des Darmstädter Standorts zieht Prinovis die Notbremse. Mit dem Abbau von Kapazitäten an den norddeutschen Standorten in Itzehoe und Ahrensburg verringert sich die Druckkapazität auf bis zu 170.000 Tonnen im Jahr.

Ver.di spricht von Missmanagement

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di hat die geplante Schließung scharf kritisiert. "Prinovis macht Millionengewinne, während die Beschäftigten die Folgen einer verfehlten Preispolitik bezahlen sollen", sagte Ver.di-Konzernbetreuer Andreas Fröhlich. Der Schritt sei skandalös.

Der von Prinovis als Grund angeführte Preiskampf sei vom Konzern selbst und seinen Mitbewerbern entfacht worden, sagte Fröhlich. Gleichzeitig habe Prinovis im vergangenen Jahr die gewährten Preisnachlässe von bis zu 40 Prozent durch Arbeitszeitverlängerung ohne Lohnausgleich und geringere Maschinenbesetzung kompensieren wollen. Fröhlich: "Die Beschäftigten sollen für eklatantes Missmanagement geradestehen."

Clemens von Frentz
Sie wollen immer auf dem Laufenden sein? Bestellen Sie jetzt den Newsletter von Druck & Medien!