Farbenhersteller unter Druck
Die Preise für Rohstoffe, die zur Herstellung von Druckfarben benötigt werden, steigen weiter. Besonders bei zwei Pigmenten verschärft sich die Lage.
Die deutsche Lack-, Farben- und Druckfarbenindustrie kämpft mit stark steigenden Rohstoffkosten, so der Verband der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie. Für die rund 250 Unternehmen der Branche hätten sich die Preise am Weltmarkt in den letzten Monaten noch weiter erhöht und belasteten das Geschäftsergebnis. Das zeige eine Umfrage des Verbandes der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie (VdL) unter seinen Mitgliedern. Bei Pigmenten und Lösemitteln seien die Einkaufspreise auf breiter Front gestiegen, beim wichtigen Weißpigment Titandioxid verschärften Lieferengpässe die Situation zusätzlich.
Der Preis für Titandioxid hat sich seit Sommer 2016 um über 30 Prozent erhöht. Besonders dramatisch stelle sich die Situation im Bereich Druckfarben dar: Aufgrund der reduzierten Verfügbarkeit der geforderten Pigmentqualitäten rufen die Hersteller hier inzwischen extreme Preise auf.
Zum steigenden Preisniveau tragen auch drastische Lieferschwierigkeiten bei: Nach dem Brand in einem finnischen Herstellerwerk und verschärften Umweltauflagen in China planen die Pigmentproduzenten weitere Aufschläge bei Titandioxid, das wegen seiner großen Deckkraft bei der Herstellung von Farben unverzichtbar ist.
Beim Pigment Zinkstaub stellt sich die Situation ähnlich dar, hier müssen die Hersteller 26 Prozent mehr als im Sommer 2016 zahlen. Schließlich verzeichnen auch andere wichtige Rohstoffe einen Preisanstieg, im Vergleichszeitraum sind Lösemittel um insgesamt rund 15 Prozent teurer geworden.
"Im Moment geht es am Markt für Titandioxid gar nicht so sehr um die Höhe des Preises, sondern ob überhaupt genug Titandioxid erhältlich ist, um die Produktion unvermindert aufrechtzuerhalten", berichtet Martin Engelmann, Hauptgeschäftsführer des VdL. Das Wachstum der Branche könnte durch die Preisrallye und die Versorgungsengpässe bei wichtigen Rohstoffen geschwächt werden.
Rohstoffkosten sind für die Lack- und Farbenindustrie entscheidend, da sie mehr als die Hälfte der Produktionskosten ausmachen. Die Mehrbelastung für die Branche wird auf weit über 200 Millionen Euro geschätzt, und ein Ende der Preisrallye sei nicht in Sicht. Die angespannte Lage dürfte sich nach Ansicht von Experten in den nächsten Monaten nicht verbessern, die nächste Preisrunde ist für das 3. Quartal 2017 bereits angekündigt. (kü)