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28.04.2017  Wirtschaft
Firmenchefs unter Verdacht
Dem Management des gescheiterten Rollenoffset-Betriebs in Böblingen droht ein juristisches Nachspiel. Nach einer Razzia Ende 2007 ermittelt die Staatsanwaltschaft, um zu klären, ob die Verantwortlichen sich der Insolvenz-Verschleppung schuldig gemacht haben.
Nach Informationen der "Stuttgarter Nachrichten" war bereits im Oktober 2006 eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft eingegangen. Die Stuttgarter Behörde leitete darauf Ermittlungen ein.

Im November vergangenen Jahres kam es zu einer umfangreichen Durchsuchungs-Aktion in den Räumen der Central-Druck Medien AG. Kurz danach erklärten die Firmenchefs die Zahlungsunfähigkeit, Anfang Dezember 2007 wurde daher ein vorläufiges Insolvenzverfahren eingeleitet.

Erste Insolvenz im Sommer 2000

Sieben Jahre zuvor war der Rollenoffset-Betrieb im Böblinger Gewerbegebiet Hulb schon einmal Gegenstand eines Insolvenzverfahrens gewesen, nachdem die damaligen vier Eigentümer im August 2000 Insolvenzeröffnung beantragen mussten. Da kein Investor gefunden wurde, der das komplette Unternehmen übernehmen wollte, wurde Anfang 2002 ein Management Buy-Out vereinbart.

In Verbindung damit folgte am 1. April 2002 die Gründung der Central-Druck Medien Aktiengesellschaft, in dessen Vorstand die bisherigen Prokuristen Andreas Dengler und Ulrich Sattelmaier einrückten. Komplettiert wurde das Board später durch Edelbert Schwarze.

Hohe Investionen in Maschinenpark

Bereits wenige Monate später, Ende Oktober 2002, beschloss der Vorstand eine aufwändige Neuanschaffung und orderte eine neue 16-seitige Akzidenz-Rollenoffsetmaschine vom Typ Heidelberg M-600, die Anfang 2003 geliefert wurde. "Diese Großinvestition", so die Vorstände Dengler und Sattelmaier damals, "ist ein entscheidender Beitrag, um die Wettbewerbsfähigkeit unseres Hauses wieder zu erreichen und damit für weitere Jahre Arbeitsplätze zu sichern."

Trotz der hohen Investitionen – Central-Druck hatte nach eigenen Angaben einen der größten digitalen Vorstufenbereiche Süddeutschlands – gelang es dem Management nicht, die Zukunft des Unternehmens dauerhaft zu sichern. Mitte Januar 2008 wurde die Eröffnung des Insolvenzverfahrens angeordnet, gleichzeitig meldete der vorläufige Insolvenzverwalter Tibor Braun "Masseunzulänglichkeit".

Sechs Monate ohne Entlohnung

Die Folge: In der vorletzten Januar-Woche wurde der Betrieb stillgelegt, und die etwa 125 Mitarbeiter (80 Festangestellte und 25 geringfügig Beschäftigte)  erhielten ihre Kündigung. Ihnen stehen nun aus der Insolvenzmasse drei Monatslöhne zu - ein schwacher Trost für die Betroffenen, denn laut Insolvenzverwalter Tibor Braun haben viele von ihnen bereits sechs Monate ohne Entlohnung gearbeitet.

Die Auslieferung des Sportmagazins "Kicker", das montags und donnerstags erscheinent und zu den wichtigsten Kunden der Central-Druck Medien AG zählte, ist nach Angaben des herausgebenden Verlages übrigens nicht gefährdet. Laut "Stuttgarter Nachrichten" hat der Geschäftsführer des Nürnberger Blattes rechtzeitig für eine Ersatz-Druckerei gesorgt.

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Clemens von Frentz
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