Please wait...
News / Unter Gläubigerschutz
26.04.2017  Wirtschaft
Unter Gläubigerschutz
Die zuständigen Gerichte haben dem Antrag des kanadischen Druck-Giganten jetzt zugestimmt.
Nach dem gescheiterten Versuch, die eigene Europa-Sparte an den niederländischen Wettbewerber RSDB zu verkaufen, hat sich die Situation bei dem kanadischen Konzern dramatisch verschärft. Da auch der neue Unternehmens-Chef  Jacques Mallette, der erst Mitte Dezember  seinen glücklosen Vorgänger Wes Lucas abgelöst hatte, keine tragfähige Lösung entwickeln konnte, musste der Vorstand vor einigen Tagen in den USA und Kanada Gläubigerschutz beantragen. Diesem Antrag stimmte das zuständige Gericht nun zu.

Aktionäre lehnten Übernahme ab

Hintergrund der aktuellen Krise: Der im November 2007 vereinbarte Verkauf des notleidendenden Europa-Geschäfts von Quebecor World an die niederländische Druck-Holding RSDB kam nicht zustande, da die RSDB-Aktionäre auf einer außerordentlichen Hauptversammlung mit großer Mehrheit gegen die Pläne votiert hatten.

Geplant war, umgerechnet insgesamt rund 234 Millionen Euro für Quebecor Worlds Europa-Sparte zu zahlen und damit Europas größten Druckkonzern zu schmieden. Allerdings wären nach Auskunft der Beteiligten nur rund 150 Millionen Euro in bar fällig geworden; der Rest sollte mehrheitlich über Aktien beglichen werden, da Quebecor zunächst mit 29,9 Prozent an RSQ beteiligt bleiben wollte.

Finanzinvestoren kontrollieren RSDB

RSDB ist an der Amsterdamer Börse notiert, wobei jedoch ein Großteil der Anteile von Finanzinvestoren wie Riva Investments und Laxey Partners kontrolliert wird. Die Aktie von Quebecor World kam in der Folge massiv unter Druck. Wenig später folgte der Abgang von CEO Wes Lucas.

Während der vergangenen Wochen führte die Unternehmensspitze umfangreiche Verhandlungen, um eine Zahlungsunfähigkeit abzuwenden. Erschwert wurde die Situation offenbar durch Unstimmigkeiten zwischen dem Druckkonzern und seinen Mehrheits-Eignern, der Muttergesellschaft Quebecor und dem Finanzinvestor Tricap Partners, einer Unit von Brookfield Asset Management. Beide hatten Quebecor eine Finanzhilfe von insgesamt 400 Millionen Dollar angeboten, die jedoch an zahlreiche Bedingungen gebunden war.

Quebecor gelang ein "finanzielles Arrangement"

Der Aufsichtsrat sah sich schließlich gezwungen, die notwendigen Schritte einzuleiten und Gläubigerschutz zu beantragen. Zeitgleich wurde ein finanzielles Arrangement mit den Banken Credit Suisse und Morgan Stanley in Höhe von einer Milliarde Dollar besiegelt, um das Tagesgeschäft aufrecht erhalten zu können. Diese Vereinbarung war entscheidend für die Bewilligung des Gläubigerschutzes durch die  Gerichte.

Insgesamt beschäftigt Quebecor World über 28.000 Mitarbeiter und betreibt mehr als 115 Druck- und ähnliche Einrichtungen in Europa, Amerika und Indien. Quebecor Europa ist in Großbritannien, Schweden, Finnland, Frankreich, Österreich, Spanien und Belgien aktiv und betreibt dort 18 Standorte mit etwa 4.000 Mitarbeitern.

Clemens von Frentz
Sie wollen immer auf dem Laufenden sein? Bestellen Sie jetzt den Newsletter von Druck & Medien!