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27.04.2017  Wirtschaft
Zweitägiger Branchentreff
Zum 14. Mal veranstaltete PPI Media Ende vergangenen Monats den Branchentreff "PPI Tage". In Hamburg wurde über Themen wie Big Data und Cross Channel Publishing gesprochen.
Mit besonderem Interesse verfolgten die Teilnehmer die Vorträge von Nancy Lane, Vorsitzende der Local Media Association, und Markus Feldenkirchen, CEO von PPI Media US. Die Experten warfen einen Blick über den großen Teich und berichteten von lokalen Medientrends in Nordamerika.

Markus Feldenkirchen verdeutlichte, dass deutsche Verlage ebenso wie die Kollegen in Übersee ihr Angebot erweitern und sich künftig auch wie ein Marketingunternehmen verstehen sollten. Was im lokalen Handel der USA schon einige Jahre gängig ist, muss hierzulande erst etabliert werden. Nancy Lanes Plädoyer war ebenfalls eindeutig: Es gilt mit Transparenz und Teamarbeit eine Innovationskultur zu schaffen und Skepsis gegenüber neuen Plattformen und Social Media zu verlieren. Denn diese Kanäle eignen sich für eine visuellere Kommunikation sowie zum Gewinnen und Analysieren von Daten, die für einen Verlag sehr wertvoll sind.

Social Media Marketing im lokalen Handel

Christian Veith, Produktmanager von ppi Media, demonstrierte anhand eines kleinen Hamburger Cupcake-Ladens, wie Social Media im lokalen Handel für eine umfassende Marketing-Strategie eingesetzt werden kann. Hier stellt der Cupcake-Shop nur ein Element der Markenpositionierung dar, die um sieben weitere digitale Touchpoints, sprich Unternehmensprofile in sozialen Netzwerken wie Facebook, Instagram und Pinterest, ergänzt wird.

In den USA ist ein solcher Marketing-Ansatz längst etabliert, doch auch im deutschsprachigen Raum besteht großes Potenzial – auch für die Verlagsbranche. Denn während Werbebudgets für Print sinken, bietet sich Social Media als neues Geschäftsfeld an, mit dem regionale Medienhäuser insbesondere Digital Natives erreichen, mit ihnen interagieren und sie im Sinne des personalisierten Marketings besser kennenlernen können.

Keine Konkurrenz zwischen Print und Online

Heißt diese Orientierung hin zum Web, dass heutzutage niemand mehr eine Zeitung lesen möchte? Die klare Antwort von Michael Kuth und Christian Wagner von der Bremer Tageszeitungen AG: Nein. "Ein fataler Fehler wäre es, Print auslaufen zu lassen. Es gibt keine Konkurrenz zu Digital, wir müssen beide Bereiche abdecken und medienneutralen Content erstellen", so ihre Positionierung.

Als Medienhaus gelte es, nicht mehr kanalspezifisch zu denken, sondern multimedial. Die Bremer optimieren aus diesem Grund ihren Print-Bereich, indem sie Workflows und Systeme standardisieren und organisatorische Strukturen unter enger Integration der Online-Kanäle abstimmen. Nicht zu unterschätzen ist nach Ansicht der Hanseaten außerdem die hohe Glaubwürdigkeit, die Tageszeitungen genießen. Diese gelte es in die digitale Welt zu übertragen. Die Bremer Tageszeitungen AG setzt hierzu unter anderem auf Augmented Reality in Redaktion und Anzeigen des Weser Kuriers.

**break**Russmedia wiederum verfolgt einen anderen Ansatz: Um im lokalen und internationalen Markt zu wachsen und auch über das ursprüngliche Verbreitungsgebiet hinaus erfolgreich zu sein, bedient das Unternehmen gleich mehrere Felder. Es setzt weiter auf die gedruckte Zeitung, fährt aber eine zwei-Marken-Strategie für Print und Digital. Russmedia optimiert sein Online-Marketing und betreibt etwa 100 Online-Portale. An dieser Stelle schafft das Unternehmen Lokalität und bietet beispielsweise Bürgerforen an. Russmedia gelingt es so, seinen mobilen Traffic zu steigern. Markus Raith, Geschäftsführer der Russmedia GmbH, erläuterte die besondere Innovationsstrategie des österreichischen Medienhauses und erklärte, warum es zunehmend in Nischen agiert.

Online zu neuen Lesern

Auch Ralf Büschemann und Philipp Urbschat von der Lippischen Landes-Zeitung beschreiten neue Wege in der Region Lippe. So erweitert die Lippische Landes-Zeitung mit einer News-App ihr Angebot um neue Inhalte und Formate. Ute Becker, die Geschäftsführerin der OWL-Online GmbH, gab einen Einblick in das Businessmodell, das sie und ihr Team derzeit aufbauen: OWL-Online will sich als Marke auch bei jüngeren Zielgruppen platzieren. Seit Februar 2014 feilt das Unternehmen an einem Website-Relaunch und überarbeitet sein Produktportfolio, damit die Marke OWL in den Köpfen der Leser nicht länger nur eine Zeitung darstellt, sondern ein eigenständiges und digitales Angebot charakterisiert. "Ohne ein Umdenken funktioniert so etwas nicht", weiß Ute Becker.

Medienneutraler Content für alle Kanäle


Mit dem Schlagwort "Umdenken" traf Ute Becker zugleich den Kern der gesamten Veranstaltung. Zwar bleibt Print das Kerngeschäft von Zeitungen, doch auch digitale Angebote, Social Media Marketing, mobile Apps und Cross Channel Publishing müssen nach Meinung der Experten zu festen Bestandteilen der Verlagsbranche werden. Wie wichtig es ist, Inhalte im Nachrichten-Dschungel der Multi-Option-Society dabei individuell auf den Leser abzustimmen, verdeutlichte Manuel Scheyda, Bereichsleiter Produkt- und Innovationsmanagement bei PPI Media in seinem Vortrag über Big Data.

Kosten senken, Prozesse optimieren

Barbara Scheuer und Markus Trost beschrieben in ihrem Vortrag, wie ihr Mediaprint Infoverlag trotz eines schrumpfenden Marktes und intensiven Wettbewerbs erfolgreich bleiben will. Die Mediaprint Infoverlag GmbH verschlankt ihren Print-Workflow und berücksichtigt dabei frühestmöglich eine automatische Versorgung der Online-Kanäle mit redaktionellen Beiträgen. Sie setzt auf lokale Produkte in Print und Mobile und reduziert dabei ihre Prozesskosten. Websiten, Apps, Printprodukte usw. werden für Kunden und das Corporate Publishing entwickelt und gepflegt, während User-Generated-Content Menschen aus Gemeinden dazu bewegt, sich auf den Plattformen aufzuhalten, die der Mediaprint Infoverlag bereitstellt.

Eine andere Möglichkeit kosteneffizienter zu arbeiten, stellte Matthias Langenohl, Geschäftsführer der Eversfrank Gruppe, vor. Er berichtete, dass die Eversfrank Gruppe ökoeffiziente Druckprodukte herstellt, um dabei nicht nur Kosten zu sparen, sondern umweltfreundlicher, regionaler und ohne schädlichen Chemikalieneinsatz zu agieren. Völlig klimaneutrale Druckprodukte herzustellen, ist zwar nicht möglich, räumte Matthias Langenohl ein, doch durch die Reduzierung des Kohlenstoffdioxid-Ausstoßes sowie mit Hilfe eines Aufforstungsprojekts und einem parallelen Verzicht auf Holz als Rohstoff soll ein positiver Beitrag geleistet werden. Mario Neurath von der comosoft GmbH sprach über standortbezogene Werbung und wie es gelingen kann, Kunden aus einer Flut von Produkt-Informationen genau diejenigen individuell zu übermitteln, die für sie relevant sind.

Netzwerk der Verlagsbranche

Das Rahmenprogramm  führte über den Hamburger Kiez ins Millerntor-Stadion. Pünktlich zur Fußball-Weltmeisterschaft fanden die Teilnehmer zwischen Spielertunnel, Tribüne und Lounge genug Zeit und Raum, um sich über die neugewonnen Impulse auszutauschen und neue Kontakte zu knüpfen. Auch im nächsten Jahr gibt es hierzu wieder Gelegenheit: Die 15. PPI-Tage finden am 22. und 23. Juni 2015 in Lübeck statt. (kü)
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