Industrielle Anwendungen im Visier
Heidelberger Druckmaschinen erweitert innerhalb ihres Geschäftsfeldes Digital das Angebotsspektrum. Erstes Produkt ist eine Roboter-Inkjetdruck-Kombination, die berührungslos Fußbälle bedruckt. Mit Partnerschaften sollen außerdem Inkjetlösungen auch für den traditionellen grafischen Bereich entwickelt werden.
Bei einer internationalen Fachpressekonferenz mit dem Titel "Digital Sneak Peek" (frei übersetzt: digitale Lösungen sehen, bevor sie verfügbar sind) hat die Heidelberger Druckmaschinen AG aktuelle Entwicklungen aus der Forschungs- und Entwicklungsabteilung gezeigt und zur Digital-Strategie der nächsten Jahre Stellung genommen. Heidelberg-CEO Gerold Linzbach, Vorstandsmitglied Stephan Plenz und der Chef des Geschäftsfeldes Digital, Jason Oliver, standen für Erläuterungen und Fragen zur Verfügung.
Als "4D-Druck" bezeichnet Heidelberg den ersten Schritt der Gesellschaft in Anwendungen außerhalb des klassischen Druckens auf planliegende Bogen- oder Bahnmaterialien. Dreidimensionale Objekte werden mit einer "vierten Dimension" im berührungslosen Inkjetverfahren bedruckt. Die 3D-Scan/-Roboter/-Druck- und UV-Trocknungskombination soll das Bedrucken von zunächst runden und später auch unregelmäßig geformten Objekten ermöglichen. Erste Anwendung der neuen Jetmaster Dimension ist das Bedrucken von Fußbällen mit individuellen Schriftzügen. Ab Sommer soll eine erste Anlage den Betrieb beim Internet-Drucker Flyeralarm aufnehmen. Weitere Anwendungen sind in Planung. Beispielsweise das Bedrucken von Fahrzeugen, Flugzeugen oder anderen Objekten im Konsumgüter- und Industriebereich. Live gezeigt wurde das einfarbige Bedrucken eines Fußballs. Zu sehen war auch eine größere Roboter-Anlage, die einen PKW für Inkjet-Aufdrucke abfährt, aber nicht in Funktion gezeigt wurde. Mit wem Heidelberg in der Roboter- und Inkjettechnologie für den "4D-Druck" kooperiert wurde nicht bekannt gegeben.
Anders im "klassischen" Inkjetdruck. Hier verstärkt die Gesellschaft die bereits bekannte Zusammenarbeit mit Fuji und zeigte verschiedene Projekte im Forschungslabor. Am weitesten fortgeschritten ist eine Hybrid-Etikettenmaschine auf Gallus-Basis (an Gallus hält Heidelberg schon seit vielen Jahren eine Beteiligung), die die Vorteile der klassischen Etikettendruckverfahren mit der Fuji-Inkjettechnik (1.200 dpi) und dem Heidelberg-Software und -Workflow-Know-how verbinden soll. Hier wurde betont, dass es nicht "einfach" um Stand-onlone-Digitadruck-Lösungen gehe, sondern um sinnvolle, auch wirtschaftlich darstellbare Vorteile des Inkjet-Digitaldrucks, der in Gesamtlösungen integriert werde.
Ebenfalls im Heidelberger "Forschungskeller" zu sehen war die Bogendruckmaschine Fujifilm Jet Press 720, die in der Kooperation mit Heidelberg weiterentwickelt werden soll. Noch sei die Kunden-Akzeptanz derartiger Anlagen im Bogendruck gering, hieß es. Heidelberg will dazu beitragen, im Auflagensegment zwischen 250 und 2.500 Bogen eine Offsetalternative zu entwickeln, die auch für den Verpackungsdruck geeignet sei. Momentan würden mit Fujifilm die Verträge ausgearbeitet, die auch die angekündigte Kooperation im Prepress-Bereich formalisieren sollen. Vorerst scheint sich damit im Inkjet-Segment eine Heidelberg-Festlegung auf den Direkt-Druck (also nicht den Inkjet-Gummituch-Druck wie bei Landa) anzudeuten.
Auch die Toner-Digitaldruck-Kooperation mit Ricoh für die Linoprint-C-Systeme solle weiter ausgebaut werden. Hier habe Heidelberg mittlerweile weltweit über 400 Systeme verkauft. Die Produktpalette soll, wie es hieß, zeitnah erweitert werden. (tf)