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28.04.2017  Wirtschaft
Verband kritisiert unfaire Ausschreibungen
Der bayerische Druckverband übt scharfe Kritik an Massenausschreibungen von Einkaufagenturen bei der Vergabe von Druckaufträgen. Druckereien – mitunter über hundert – würden aufgefordert, aufwändige Angebote zu erstellen. Und haben kaum Chancen auf die Aufträge.
Der Verband Druck und Medien Bayern (VDMB) kritisiert die Geschäftspraktiken internationaler Einkaufsagenturen, die im Auftrag deutscher Großkonzerne Druckaufträge ausschreiben und vergeben. Dabei schickt er voraus, hinter einer Preisbildung im Wettbewerb zu stehen. Allerdings müssten der Wettbewerb und die damit verbunden Ausschreibungen fair geführt werden.

"Die Mittel, wie sie vor allem nach angelsächsischem Vorbild geprägte Einkaufsagenturen für ihre Auftraggeber zunehmend verwenden, verdienen dieses Etikett eindeutig nicht", so Holger Busch, geschäftsführender Vorstand des VDMB.

Große Auftraggeber und Konzerne bedienten sich oft Einkaufsagenturen, um ihre Aufträge möglichst wirtschaftlich im Markt zu platzieren. Dieses Verfahren sei im Grundsatz nicht zu kritisieren, problematisch werde es jedoch, wenn gleich mehrere Duzende Druckereien aufgefordert würden, umfangreiche und aufwändige Angebote zu erstellen und abzugeben.

Eine Ausschreibung ging an 124 Druckereien

So läge dem Verband eine Ausschreibung vor, die an mindestens 124 Empfänger von Druckereien in Deutschland, Österreich und der Schweiz versandt worden sei. In der Ausschreibung wurden detaillierte Angaben wie Porto, Papierverbrauch und Produktionskosten für 26 Produktkategorien mit 1.600 Produkten je drei Auflagen gefordert – insgesamt 14.400 Einzelpositionen, so der Verband. Die Gesamtkosten der Branche für die Teilnahme allein an dieser einen Ausschreibung könnten sich auf über eine halbe Million Euro belaufen.

"Leider ist dies kein Einzelfall. Im Gegenteil: Wir sehen in letzter Zeit eine Zunahme dieser Fehlentwicklungen. Ein solches Verfahren ist mit Preistransparenz nicht mehr zu rechtfertigen, weil es jeder einzelnen Druckerei einen erheblichen Aufwand für die Angebotserstellung abverlangt, ohne zu wissen, dass die Chancen für die Auftragserteilung bei der Vielzahl der angeschriebenen Anbieter eher marginal sind. Hier werden Ressourcen mittelständischer Unternehmen unter Einsatz großer Marktmacht bedenkenlos verschleudert", kritisiert Busch.

Der Verband ermahnt die deutschen Auftraggeber, mit Lieferanten und Dienstleistern fair umzugehen und einen solchen ruinösen Marktkampf nicht zu unterstützen. Mitgliedsunternehmen fordert er auf, Massenausschreibungen an die Verbände zu kommunizieren. (ila)
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