Itzehoe vor dem Aus (Update)
Prinovis plant die Schließung seiner Tiefdruckerei in Schleswig-Holstein. Das Ende des Traditionsunternehmens wurde der Belegschaft während einer Betriebsversammlung mitgeteilt. Rund 1.000 Mitarbeiter sind betroffen.
Der mehrheitlich zu Bertelsmann gehörende Druckkonzern informierte am heutigen Mittwoch in Itzehoe über seine Pläne zur Schließung der Tiefdruckerei in der zweiten Jahreshälfte 2014. Die Gewerkschaft Verdi hatte das Ende des Standorts bereits zuvor öffentlich gemacht und die Entscheidung der Unternehmensleitung scharf kritisiert. Die Beschäftigten würden zum Opfer einer unverantwortlichen Unternehmensstrategie gemacht, so der stellvertretende Verdi-Vorsitzende Frank Werneke. Rund 750 Mitarbeiter und 250 Leiharbeitskräfte sind betroffen.
Am Nachmittag bezog Prinovis zu der Standortschließung in einer Unternehmensmitteilung Stellung. Darin wird Entscheidung damit begründet, dass Überkapazitäten im europäischen Druckmarkt zu einer dauerhaften Unterauslastung in allen vier deutschen Prinovis-Standorten geführt hätten. Mit der Schließung in Itzehoe rechnet der Konzern mit Einsparungen von Fixkosten in Höhe von rund 20 Millionen Euro. Die aufzuwendenden Restrukturierungskosten sollen sich auf einen mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Betrag belaufen.
Druckstandorte im Wettbewerb
Als Hauptgrund für die Auswahl von Itzehoe als Stilllegungsstandort nennt Prinovis eine im Vergleich zu den anderen Betrieben deutlich geringere Wettbewerbsfähigkeit in Bezug auf Personalkostenstrukturen und Effizienz des Maschinenparks. Letzteres kommt auch nicht von ungefähr: Am Standort Ahrensburg hat der Druckkonzern 2011 eine leistungsfähige Tiefdruckmaschine aus dem Bestand des 2008 geschlossenen Prinovis-Standorts Darmstadt sowie moderne Sammelhefttechnik in Betrieb genommen.
Itzehoe verfüge unter allen Prinovis-Betrieben über die mit Abstand schlechteste Prognose, so Bertram Stausberg, CEO Prinovis. Mit der geplanten Schließung wolle das Management die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit der verbleibenden deutschen Druckereien gewährleisten.
In Gesprächen mit den Arbeitnehmervertretern soll jetzt über Interessensausgleiche und einen Sozialplan verhandelt werden. (ila)