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27.04.2017  Wirtschaft
Bundesinstitut kritisiert ITX-Einsatz
Fachleute bezeichnen die teilweise hohen Rückstände und die von der Industrie geforderten Fristen als inakzeptabel.
Der Nachweis der Chemikalie Isopropylthioxanthon (ITX) in kartonverpackten Getränken sorgt seit Monaten für Diskussionen. Das auch deshalb, weil die möglichen Gefahren dieser Kontamination von Industrie und Verbraucherseite unterschiedlich bewertet werden.

Das grundsätzliche Problem: Anders als bei vielen anderen Stoffen, die im Kontakt mit Lebensmitteln eingesetzt werden, gibt es für Druckfarben bislang kaum gesetzliche Regelungen auf europäischer Ebene. Für einen Großteil der Stoffe liegen keine Daten vor, die eine gesundheitliche Bewertung erlauben - das ist das Ergebnis einer außerordentlichen Sitzung der Kunststoffkommission des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR), die Ende Januar mit Vertretern der Druckfarbenindustrie in Berlin stattfand.

Dabei stellte das BfR noch einmal unmissverständlich fest: "Mangels Daten ist eine gesundheitliche Bewertung (von ITX) derzeit oft nicht möglich. Da die Hersteller die Verantwortung für die gesundheitliche Unbedenklichkeit ihrer Produkte tragen, sollten sie alle Anstrengungen unternehmen, um den Übergang solcher Stoffe in Lebensmittel zu vermeiden und die für eine gesundheitliche Bewertung erforderlichen Daten zu erarbeiten."

Anders als für zahlreiche andere Stoffe aus Druckfarben lägen für ITX zwar toxikologische Daten vor, sie , beschränkten sich allerdings auf den Ausschluss einer erbgutschädigenden Wirkung der Substanz und reichen für die Bewertung der nachgewiesenen Gehalte in Lebensmitteln oberhalb von 50 Mikrogramm pro Kilogramm nicht aus.

**break**Für die Experten des BfR heißt das: "Damit gilt für ITX ebenso wie für andere, noch unbewertete Substanzen: Eine Aussage zum gesundheitlichen Risiko kann nicht getroffen werden. Die zum Teil hohen Rückstände sind aus Sicht der Risikobewertung nicht akzeptabel."

Das Gespräch zwischen der Kunststoffkommission und Vertretern der Druckfarbenindustrie im BfR hat laut BfR ergeben, dass sich der Übergang von Stoffen aus Druckfarben auf Lebensmittel durch einen so genannten Abklatscheffekt oder aufgrund von Migration durch das Verpackungsmaterial technologisch derzeit nicht vermeiden lässt.

Kurzfristig werde sich diese Situation auch nicht ändern, da die , Druckfarbenindustrie zur Erfüllung lebensmittelrechtlicher Anforderungen auf ihre eigene Leitlinie setze. Danach sollen besonders bedenkliche Substanzen von der Verwendung ausgeschlossen und für andere Stoffe toxikologische Daten vorgelegt werden.

Die hierfür vorgesehenen Fristen halten das BfR und die Kunststoffkommission allerdings für unakzeptabel: Je nach Menge des zu erwartenden Übergangs der Substanz in Lebensmittel wolle die Industrie die Daten - insbesondere solche zur Klärung einer eventuell vorhandenen erbgutverändernden Wirkung - erst zwischen 2010 und 2015 vorlegen. Damit wäre laut BfR sowohl die gesundheitliche Bewertung als auch die Überprüfung auf Einhaltung lebensmittelrechtlicher Anforderungen lange Zeit nicht möglich.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung ist die wissenschaftliche Einrichtung der Bundesrepublik Deutschland, die auf der Grundlage international anerkannter wissenschaftlicher Bewertungskriterien Gutachten und Stellungnahmen zu Fragen der Lebensmittelsicherheit und des gesundheitlichen Verbraucherschutzes erarbeitet.

Das BfR formuliert, basierend auf der Analyse der Risiken, Handlungsoptionen zur Risikominderung. Das Institut nimmt hiermit eine wichtige Aufgabe bei der Verbesserung des Verbraucherschutzes und der Lebensmittelsicherheit wahr.

Die Bewertungen sollen für Öffentlichkeit, Wissenschaft und andere beteiligte oder interessierte Kreise transparent dargestellt und nachvollziehbar sein. Die Bewertungsergebnisse werden - unter Wahrung der Vertraulichkeit geschützter Daten - öffentlich zugänglich gemacht. Zu den Aufgaben des BfR gehört die wissenschaftliche Beratung der beteiligten Bundesministerien sowie des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit.

Clemens von Frentz
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