Abgekoppelt von der Gesamtwirtschaft
Die Druckindustrie in Baden-Württemberg ist von der guten Entwicklung der Gesamtwirtschaft im Jahr 2010 und im ersten Halbjahr 2011 abgekoppelt. Zwar hat sich die Lage der Betriebe seit Anfang 2011 leicht verbessert, jedoch ist diese leichte Erholung nicht vergleichbar mit den positiven Zahlen anderer Branchen. Das meldet der Verband Druck und Medien Baden-Württemberg.
Grund hierfür seien die geringe Exportquote der Druckindustrie mit rund15 Prozent sowie der weiterhin geringe Anstieg der Werbeausgaben, die bei den Printmedien landen. Im ersten Halbjahr 2011 hat sich der Umsatz der statistisch erfassten Betriebe in der Branche mit mehr als 50 Beschäftigen um durchschnittlich 3,8 Prozent auf 1,252 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahreszeitraum gesteigert. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass das Jahr 2010 einen rückläufigen Umsatz gegenüber den Vorjahren hatte, der Umsatz in der Branche vor der Krise auch 2010 noch nicht erreicht wurde.
Für das zweite Halbjahr schätzt der Verband ein, dass die Zahlen erneut eher rückläufig sein werden, so dass über das Jahr 2011 mit einer Umsatzstagnation auf der niedrigen Basis des Jahres 2011 gerechnet wird. Für den Ertrag der Betriebe ist die Kapazitätsauslastung eine entscheidende Zahl. Nach Einschätzungen aus dem Ifo-Konjunkturtest lag die Kapazitätsauslastung im ersten Jahr bei 80,8 Prozent konstant gegenüber dem bereits schlechten Jahr 2010. Eine gute Kapazitätsauslastung sieht der Verband dann, wenn die Zahl bei etwa 90 Prozent liegt.
Durch steigende Kosten bei Papier, Druckfarben und auch bei Maschinen wird der Ertrag der Branche erheblich belastet. Vor allem die sehr hohen Energiepreise führen zu weiterer Rückläufigkeit. Ein positives Zeichen setzt aus Sicht des Verbands der Tarifabschluss für die Druckindustrie, der für das Jahr 2011 die Personalkosten konstant hält. Darüber hinaus sind die Personalkosten durch den Abschluss über 33 Monate bis in das Jahr 2013 planbar.
Geringe Werbeimpulse
Mehr als 80 Prozent des Produktionsvolumens der Branche ist unmittelbar oder mittelbar werbeabhängig. Zwar sind die Investitionen in Werbung nach Angaben des Zentralverbands der deutschen Werbewirtschaft (ZAW) im Jahr 2010 erstmals nach zwei Jahren des Rückgangs wieder um 2,4 Prozent gestiegen, auch für das Jahr 2011 wird ein Wachstum der Werbeausgaben um 2,7 Prozent erwartet. Allerdings kommt diese Steigerung der Werbeausgaben zu einem wesentlich geringeren Teil noch im Printbereich an. Dies führt zu den genannten Prognosen beim Umsatz.
In den statisch erfassten Betrieben mit mehr als 50 Mitarbeitern beschäftigt die Druckindustrie in Baden-Württemberg rund 13.000 Mitarbeiter. Der Verband geht davon aus, dass in den Betrieben unter 50 Mitarbeitern rund 10.000 weiterte Mitarbeiter beschäftigt sind. Der Rückgang der Beschäftigtenzahlen betrug gegenüber dem Vorjahreszeitraum 2010 in den statistisch erfassten Betrieben 2,5 Prozent, dies dürfte auch in den Betrieben unter 50 Beschäftigten in gleichem Umfang der Fall sein. Gleichwohl ist die Zahl der gemeldeten Arbeitslosen im ersten Halbjahr um rund 11 Prozent auf 1.300 zurückgegangen. 200 offene Stellen stehen beim Arbeitsamt zur Verfügung.
Gegenüber dem Jahr 2010 hat sich die Zahl der Insolvenzen leicht erhöht. Im ersten Halbjahr 2010 waren 10 Betriebe in Insolvenz gegangen, 2011 waren dies 13 Betriebe. Trotz der vorgenannten schwierigen wirtschaftlichen Situation der Branche hat sich die Anzahl der im Herbst 2010 neu abgeschlossenen Ausbildungsverhältnisse nicht wesentlich geändert. Ein minimaler Rückgang von 1,3 Prozent ist zu verzeichnen. Die Branche beschäftigt 2.257 Auszubildende über alle drei Ausbildungsjahre. Die Quote liegt damit bei etwa 8 Prozent. (kü)