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News / Jubiläum in Frankenthal
27.04.2017  Wirtschaft
Jubiläum in Frankenthal
Am 18. August 2011 feiert das Werk Frankenthal des Druckmaschinenherstellers Koenig & Bauer AG mit Stammsitz in Würzburg das 150-jährige Bestehen. Auch nach dem Erwerb der restlichen Kapitalanteile durch KBA im Jahre 1990 firmierte der Pfälzer Druckmaschinenbauer noch bis 1995 als Albert-Frankenthal AG. Ein Blick auf die Geschichte des Unternehmens.
Firmengründer Andreas Albert erwarb im Kloster Oberzell vor den Toren Würzburgs bei der weltweit ältesten Schnellpressenfabrik Koenig & Bauer von Friedrich Koenig und Andreas Bauer, den Erfindern der dampfgetriebenen Zylinderdruckmaschine, sein Wissen über Druckmaschinen. Nach seiner Würzburger Zeit war Andreas Albert als Montageleiter bei der von einem Neffen Friedrich Koenigs gegründeten Reichenbachschen Maschinenfabrik in Augsburg (heute: manroland) tätig.

1861 wagte er zusammen mit Andreas Hamm mit der Maschinenfabrik Albert & Hamm im damals noch kurpfälzischen Frankenthal den Weg in die unternehmerische Selbstständigkeit. 1896 entstand aus dem Hammschen Unternehmen in Frankenthal heraus eine Schnellpressenfabrik in Heidelberg (heute: Heidelberger Druckmaschinen). Schon im Gründungsjahr lieferte das Frankenthaler Werk die erste Schnellpresse aus, 1868 bereits die hundertste Maschine. Nach Ablauf des mit Andreas Hamm geschlossenen Zehnjahresvertrags ging Andreas Albert 1873 mit dem Kaufmann Wilhelm Molitor eine neue Partnerschaft ein. Die von beiden gegründete Schnellpressenfabrik Albert & Cie. OHG bezog neue Werkstätten. Als Andreas Albert 1882 verstarb, führten die Söhne des Firmengründers, Aloys und Hubert Albert, das Unternehmen weiter.

Der "Rote Teufel"


Tiegelpressen, Steindruckpressen, Buchdruck-, Lichtdruck-, Blechdruck- und Illustrations-Schnellpressen wie die "Albertina" bestimmten das Produktionsprogramm. Immer mehr Maschinen gingen ins Ausland. 1889 bauten die Frankenthaler die erste Rollenrotation. Zehn Jahre später lieferten sie ihre 5.000ste Druckmaschine aus. 1.200 Mitarbeiter wurden beschäftigt. Eine Vorläuferin späterer Offsetmaschinen war 1906 die Metalldruckmaschine "Bavaria". 1914 stellten die Frankenthaler ihre ersten Bogenoffsetmaschinen und 1922 die erste Rollenoffsetmaschine vor. Mitte der 1920er-Jahre war der "Rote Teufel" aus Frankenthal die schnellste Zeitungsrotation auf dem Markt. Die anschließende Weltwirtschaftskrise traf das Unternehmen hart. 1934 wurde das Werk stillgelegt, 1935 nahm man die Geschäfte wieder auf.

Der Änderung der Rechtsform in Schnellpressenfabrik Frankenthal Albert & Cie. AG im Jahre 1940 folgte die Kriegszerstörung der Fabrik. Zug um Zug baute die Belegschaft nach Kriegsende die Produktion und Absatzwege wieder auf. Großserien an Buchdruck-Schnellpressen und Bogentiefdruckmaschinen sowie Zeitungsrotationen dominierten das Geschäft in den 1950er- und 1960er-Jahren.

1961, zum 100-jährigen Albert-Jubiläum, beschäftigte das Unternehmen über 2.000 Mitarbeiter. In der westpfälzischen Kleinstadt Kusel wurde ein Zweigwerk in Betrieb genommen. Immer größere Bedeutung gewann der Rollentiefdruck für das Frankenthaler Werk. Bereits 1965 hatte Albert die ersten 2,60 Meter breiten Tiefdruckrotationen ausgeliefert. 1971 änderte das Unternehmen seinen Namen in Albert-Frankenthal AG. Im Berliner Bezirk Spandau entstand Ende 1970 die Tochtergesellschaft Graphischer Maschinenbau GmbH (GMB). In Kooperation mit dem Konkurrenten Miller Johannisberg produzierte man Siebdruckmaschinen und Trockner. 1982 bezogen die 110 Mitarbeiter der GMB größere Fertigungsstätten.

Einstieg von Koenig & Bauer


Nach Aufgabe der Siebdruckmaschinen schloss der neue Partner Koenig & Bauer aus Würzburg 1983 die Lücke mit automatischen Papierrollenwechslern. Hinzu kamen Komponenten für Frankenthaler und Würzburger Rotationsmaschinen und Tiefdruck-Andruckmaschinen. Im Dezember 1978 schloss Koenig & Bauer mit den Frankenthalern ein Kooperationsabkommen und erwarb vom jahrzehntelangen Alleinaktionär Land Rheinland-Pfalz eine 49,9 Prozent-Beteiligung. 1988 erhöhte die Koenig & Bauer AG ihre Beteiligung auf 74,99 Prozent. 1990 erwarben die Franken das restliche Aktienpaket und die Albert-Frankenthal AG wurde eine hundertprozentige Tochter der Koenig & Bauer AG. 
**break**1986 feierte die Albert-Frankenthal AG ihr 125-jähriges Firmenjubiläum. 1.996 Mitarbeiter waren damals im Pfälzer Werk tätig. Zur Fachmesse drupa 1990 in Düsseldorf traten die beiden Druckmaschinenbauer erstmals als Unternehmensgruppe Koenig & Bauer-Albert unter dem neu gestalteten KBA-Logo auf.  Koenig & Bauer übernahm die Alleinverantwortung für doppeltbreite Zeitungsmaschinen und behielt die Zuständigkeit für Banknoten-, Wertpapier-, Telefonbuch-, Bogenoffset-, Bogentiefdruck- und Sondermaschinen. Im Gegenzug übergab Koenig & Bauer die komplette Verantwortung für das Marktsegment Akzidenz-Rollenoffset an die Frankenthaler, die auch den Rollentiefdruck behielten. 1991 trug der Albert-Teilkonzern mit damals zusammen etwa 2.100 Mitarbeitern wesentlich dazu bei, dass der KBA-Konzernumsatz mit 1,13 Milliarden DM erstmals die Milliarden-Grenze überschritt.

Fusion zur Koenig & Bauer-Albert AG


1995 übergab der KBA-Vorstandsvorsitzende Hans-Bernhard Bolza-Schünemann, sein Amt an seinen Nachfolger Reinhart Siewert. Im gleichen Jahr fusionierten Koenig & Bauer und Albert-Frankenthal zur erweiterten Muttergesellschaft Koenig & Bauer-Albert AG (das Kürzel KBA blieb). Der Kurzname KBA blieb, aber das „A“ verschwand aus dem Kreis im KBA-Logo, denn es stand fortan für Aktiengesellschaft und nicht mehr für Albert. Der KBA-Konzern erreichte mit 6.376 Mitarbeitern einen Umsatz von 1.607 Millionen DM.

Im drupa-Jahr 2000 boomte der Druckmaschinenbau. Erstmals überschritt der Umsatz der KBA-Gruppe mit 1.087,4 Millionen Euro die Milliarden-Euro-Grenze. 6.584 Mitarbeiter waren damals im Konzern tätig, davon 1.562 in Frankenthal, Kusel und Berlin. Doch das Platzen der Internet-Blase und der Terroranschlag auf das World Trade Center führten 2001 die Weltwirtschaft und den Druckmaschinenbau direkt vom Boom in die Rezession. Nach zehn Jahren mit einer sehr positiven Umsatz- und Ergebnisentwicklung verzeichnete der KBA-Konzern 2003 erstmals wieder einen Verlust. In den Werken Würzburg und Frankenthal musste die Mitarbeiterzahl von 2003 bis 2005 reduziert werden. Ab 2004 wuchs die KBA-Gruppe durch den expandierenden Bogenbereich, das besser laufende Geschäft mit Rollenrotationen und die Akquisition kleinerer Gesellschaften wieder. 2007 wurde die Tiefdrucksparte verkauft.

Deutlich weniger Mitarbeiter

Im Zuge der wirtschaftlichen Entwicklung ist der Anteil der Rollendruckmaschinen am KBA-Umsatz in den letzten Jahren deutlich gesunken. Dies hat Auswirkungen auf die Standorte Würzburg, Frankenthal und Trennfeld. 2002 waren dort insgesamt noch 3.700 Mitarbeiter (ohne Azubis) tätig, Ende Juni 2011 waren es noch 2.583. Das Werk Frankenthal war nach dem Verkauf der Tiefdrucksparte seit 2007 von der notwendigen Personalanpassung besonders betroffen. Dort reduzierte sich die Belegschaft seit 2002 von 1.361 auf 656. Im Juni 2011 wurde nach einem längeren Arbeitskampf am Standort Frankenthal eine Rahmenvereinbarung unterzeichnet. Die Aufgliederung des Frankenthaler Werkes in eine für Dritte offene Fertigungs-GmbH und eine direkt an die Würzburger Muttergesellschaft angebundene Technik-GmbH bedeutet eine stärkere Eigenverantwortung und Selbstständigkeit. Durch die Garantie eines Arbeitsvolumens seitens der Muttergesellschaft soll der Übergang bis zum Jahr 2016 abgefedert werden. (kü)
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