Erneut ergebnislos vertagt
Die fünfte Runde der Lohn- und Manteltarifverhandlungen in der Druckindustrie für die 160.000 Beschäftigten der Branche brachte gestern abermals keinen Abschluss. Die Verhandlungen werden am 28. Juni in Berlin weitergeführt. Verdi kündigte erneut Streiks an.
Zuvor hatten die Tarifparteien Möglichkeiten einer Annäherung ausgelotet, konnten allerdings keinen Konsens erzielen. In der grundsätzlichen Ausrichtung eines zukunftsfähigen Manteltarifvertrages gehen die Vorstellungen der Arbeitgeber und der Gewerkschaft weit auseinander, sagt der Verhandlungsführer des, Wolfgang Pütz. "Der gewerkschaft fällt es schwer, die Situation der Branche anzuerkennen. Stattdessen fährt Verdi einen riskanten Kurs, der die Betriebe schwächt, Arbeitsplätze gefährdet und den Flächentarif aushebelt."
Die Arbeitgeber hatten der Gewerkschaft einen Vorschlag zur Änderung der Besetzungsregeln an Maschinen des Zeitungsdrucks vorgelegt, ebenso konkrete Vorschläge zur Entwicklung der Hilfsarbeiterlöhne in Verbindung mit einer Begrenzung von Zeitarbeit. Für eine Erhöhung des Arbeitszeitkorridors auf bis zu 40 Stunden pro Woche durch freiwillige Betriebsvereinbarung hatten die Arbeitgeber beschäftigungssichernde Elemente in Aussicht gestellt. Schichtarbeiter in überwiegender Nachtarbeit beim Druck von Zeitungen sollen nicht länger als bisher arbeiten.
Angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung der Druckindustrie mit sinkenden Umsätzen und Auflagen in den Printmedien muss allerdings nach Ansicht der Arbeitgeber ein neuer Lohn- und Manteltarifvertrag Entlastungen für die Betriebe bringen. Die Arbeitgeber haben Zweifel, dass die Gewerkschaft angesichts ihrer Verweigerungshaltung und der Betonung von Haustarifverträgen ernsthaft an einem Erhalt des Flächentarifs interessiert ist. Pütz sagt: "Die Verbände der Druckindustrie haben durch ihre Konkretisierungen in den Verhandlungen unter Beweis gestellt, dass sie zum Flächentarifvertrag stehen. Die Arbeitgeber appellieren nun erneut an Verdi, statt zu blockieren, an der Zukunftsfähigkeit der Branche mitzuarbeiten."
Verdi kritisiert "Rückwärtsbewegung"
"Die Arbeitgeber konnten sich beispielsweise nicht mehr daran erinnern, dass sie uns in der letzten Verhandlungsrunde schon signalisiert hatten, gelernte Drucker an den Maschinen nicht mehr durch fachfremde Kollegen ersetzen zu wollen. Die Arbeitgeber bewegen sich in dieser Tarifrunde zurück", sagt der Verhandlungsführer und stellvertretende Vorsitzende der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, Frank Werneke.
Auch in den anderen strittigen Punkten sei in den Gesprächen mit dem Bundesverband Druck und Medien keine inhaltliche Annäherung erreicht worden: "Uns liegt nach wie vor kein Angebot für eine angemessene Lohnerhöhung vor. Auch bei unserer Forderung zu Equal Pay für Leiharbeitsbeschäftigte in der Druckindustrie bewegen sich die bvdm-Vertreter keinen Millimeter. Stattdessen halten sie an ihren Forderungen nach Arbeitszeitverlängerung für die meisten Beschäftigten der Branche fest", erklärte Werneke. Angesichts der derzeitigen Verhandlungssituation bleibe nun nichts anderes übrig, als mit weiteren Streiks den Druck auf die Arbeitgeber aufrecht zu erhalten. (kü)