Wird die Gohrsmühle verkauft?
Der finnische Papierhersteller M-Real will das komplette Werk in Bergisch-Gladbach verkaufen. Sollte das nicht gelingen, sollen zumindest Werksteile im Rahmen eines Paper Park-Konzepts veräußert werden. Auch in Düren und Frankreich soll es gravierende Änderungen geben.
Sollte der komplette Verkauf des Werks Gohrsmühle fehlschlagen, will M-Real die Produktion von ungestrichenem Feinpapier und die Produktion von unrentablen Sorten dort einstellen. Dann wird in Bergisch-Gladbach nur noch gestrichenes Etikettenpapier und Verpackungskarton wie Chromolux hergestellt. Außerdem will das Unternehmen die Paperconverting-Aktivitäten im Werk Reflex in Düren einstellen.
In den vergangenen Jahren hat M-Real zudem mehrfach erfolglos versucht, die Papierfabrik Alizay in Frankreich zu verkaufen. Man sei weiterhin auf der Suche nach einer Verkaufsmöglichkeit. Bis Ende September dieses Jahres sollen mögliche Kandidaten angehört werden. Wird kein Investor gefunden, soll die Papierfabrik schließen. Im vergangenen Jahr schloss bereits das Zellstoffwerk in Alizay.
Viele Arbeitsplätze in Gefahr
In den Werken Gohrsmühle und Reflex mache man seit langer Zeit große Verluste, so das Management in Helsinki. Werden die Schließungen umgesetzt, sind die Arbeitsplätze von 480 Mitarbeiter in Bergisch-Gladbach und Düren in Gefahr. Bereits vor einem Jahr wurden 220 Stellen in Bergisch-Gladbach und Düren abgebaut. Gleichzeitig will M-Real weiterhin den Geschäftszweig Premium Papers veräußern. Eine Absichtserklärung mit der Papierfabrik Lenk wurde Mitte April diees Jahres unterzeichnet. Bislang arbeiten noch 880 Mitarbeiter in den beiden Papierfabriken. Auch in Alizay sei man seit langem in den tiefroten Zahlen, Maßnahmen zur Effizienzsteigerungen konnten nicht fruchten. 330 Arbeitsplätze stehen dort auf der Kippe.
Werden alle Maßnahmen wie geplant umgesetzt, wird M-Real voraussichtlich 390 Millionen Euro weniger im Jahr umsetzen. Dennoch soll das operative Ergebnis um 60 Millionen Euro steigen. Den vollen Effekt sollen die Maßnahmen ab 2013 zeigen. M-Real wird zugleich seine jährliche Produktionskapazität um 500.000 Tonnen verringern, darunter sind 430.000 Tonnen ungestrichenes Feinpapier.
Traditionsreiche Papiermühle
Die Gohrsmühle hat eine lange Tradition: 1602 gegründet, ging sie 1822 teilweise und 1829 ganz an den Forstbeamten Johann Wilhelm Zanders. 1982 kam die Papierfabrik Reflex in Düren zu Zanders hinzu. Seit 2001 gehören beide Werke zu M-Real. 2009 hatte der südafrikanische Konzern Sappi Teile der Papierwerke von M-Real übernommen, jedoch nicht die Fabriken in Bergisch-Gladbach und Düren. Anfang 2009 kam das Aus für die M-Real-Papierfabrik im österreichischen Hallein. 480 Mitarbeiter waren betroffen. Seitdem hatte das Unternehmen immer wieder Stellen gekürzt und Papierproduktionen zwischen den Werken verlagert. Neben den beiden Papierfabriken in Deutschland und dem Werk in Frankreich betreibt M-Real noch zwei Papiermühlen in Finnland und eine in Schweden.
Außerdem legte der Konzern heute die Zahlen für das erste Quartal 2011 vor. Demnach setzte M-Real 685 Millionen Euro um, verglichen mit 665 Millionen Euro im vierten Quartal 2010. Das Ergebnis vor Steuern und ohne einmalige Kosten belief sich auf 28 Millionen Euro. Im letzten Quartal des Vorjahres waren es 20 Millionen Euro.