Tarifverhandlungen vertagt
Die Tarifverhandlungen in der deutschen Druckindustrie, die gestern in Frankfurt am Main begannen, wurden nach drei Stunden vertagt. Sie werden am 28. April in Berlin fortgeführt.
Die Forderung der Gewerkschaft nach 5,5 Prozent mehr Lohn stößt bei den Arbeitgebern "angesichts der strukturellen Probleme der Branche auf Unverständnis", heißt es vom Verband. Wolfgang Pütz, Verhandlungsführer des bvdm, sagt: "Die deutsche Druckindustrie erlebt gravierende strukturelle Veränderungen. Die Forderungen der Gewerkschaft sind daher völlig überzogen".
Die Arbeitgeber fordern mehr Flexibilität in den Betrieben, um die strukturelle Krise überwinden zu können und die Arbeitsplätze in der Druckindustrie zu sichern. Notwendig sei dazu eine Reform des Manteltarifvertrages in der Druckindustrie. Dazu gehöre insbesondere eine Anpassung der Maschinenbesetzungsregelungen an die aktuellen technologischen und betrieblichen Anforderungen sowie eine Öffnung des Arbeitszeitkorridors auf eine durchschnittliche Arbeitszeitdauer von bis zu 40 Wochenstunden. Außerdem sollten neben Druckern auch Fachkräfte, die mit der neu eingesetzten Vernetzungs- und Steuerungselektronik und -mechatronik der Maschinen vertraut sind, eingesetzt werden können.
Wolfgang Pütz weiter: "Über Lohn- und Gehaltsregelungen muss im Zusammenhang mit der Reform des Manteltarifvertrages gesprochen werden. Nur durch diese Reform können wir gemeinsam den Flächentarif in der Druckindustrie bewahren. Wir appellieren an Verdi als unseren Tarifpartner, mit uns gemeinsam und partnerschaftlich an der Modernisierung der Rahmenbedingungen zu arbeiten."
Verdi warnt vor Personalabbau
Der stellvertretende Vorsitzende von Verdi, Frank Werneke, wies die Forderung der Arbeitgeber nach Verschlechterung des Manteltarifvertrages zurück. Bei einer einseitig auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragenen Kostensenkungspolitik, insbesondere durch Arbeitszeitverlängerung, drohe aufgrund des in Teilen der Branche herrschenden Preis- und Verdrängungswettbewerbs sogar beschleunigter Personalabbau.
Werneke begründete im Gegenzug die Verdi-Forderung nach einer Erhöhung der Löhne und Gehälter um 5,5 Prozent damit, dass zwischenzeitlich der konjunkturelle Aufschwung auch in der Druckindustrie angekommen sei und deshalb die rund 160.000 Beschäftigten auch an der allgemeinen Lohnentwicklung teilhaben sollten. Außerdem fordert Verdi für die Leiharbeitnehmerinnen und Leiharbeitnehmer gleiche Bezahlung und gleiche Arbeitsbedingungen entsprechend der Tarifverträge der Druckindustrie. (kü)